Ein „Prinzen“-Sänger auf Abwegen
Tobias Künzel ist als Frontmann der Leipziger Band bekannt. Heute wird er 50 Jahre alt — und hat noch viel vor.
Leipzig. Er habe kein Problem mit dem Älterwerden, sagt Tobias Künzel. Am Montag wird der Sänger der „Prinzen“ 50. Bei den zahlreichen Projekten und Ideen, die den oft blondierten Leipziger derzeit umtreiben, bleibt auch kaum Zeit zum Innehalten. „Solange man noch ein paar Sachen vor sich hat, die man gerne machen möchte, kommt man nicht so zum Nachdenken über das Alter“, sagt der Musiker, der auch komponiert, Schlagzeug spielt und Kinderhörspiele produziert.
Kürzlich ließ Künzel sein Musical „Comeback! Das Karl-Marx-Musical“, das im November 2013 in Plauen in Sachsen uraufgeführt wurde, ins Englische übersetzen. „Wir hoffen, dass das Stück deutschlandweit auf Reisen geht und irgendwann auch in England läuft“, sagt er.
Seit 2008 lebt der Sänger zeitweise in London. Er hat dort das „Kentish-Ton-Studio“ — und spielt nebenberuflich am Schlagzeug der Club-Band „Ruff As Stone“. Mit ihr sieht er auch Chancen auf dem internationalen Markt. Das sei mit den „Prinzen“ bisher nicht möglich gewesen. „Es ist nicht so, dass ich jetzt an der internationalen Karriere als Schlagzeuger arbeite“, sagt der Leipziger, „aber ich hätte auch nichts dagegen.“
Er mache heute nur noch Sachen, die er wirklich wolle. Gerade arbeitet er an einer CD mit der sächsischen Kabarettistin Katrin Weber. „Das ist vielleicht der Vorteil des kommenden Jubiläums“, sagt Künzel. „Man lernt, Dinge wegzulassen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist und Spaß macht.“
Beides trifft wohl auch nach mehr als 20 Jahren Bandgeschichte noch auf die Arbeit mit den „Prinzen“ zu. Im März war die Band eine Woche auf Mallorca, um Songs für ein neues Album zu schreiben. Es soll im kommenden Frühjahr erscheinen. Diesen Herbst gehen die „Prinzen“ wieder auf Tour. Seit 1991 ist Künzel Sänger in der Band, die kurz nach dem Mauerfall mit „Alles nur geklaut“, „Küssen verboten“ und „Mann im Mond“ deutschlandweit bekannt wurde.
Seinen Kollegen Sebastian Krumbiegel hatte Künzel schon viel früher kennengelernt — im Leipziger Thomanerchor. Später studierte Künzel Schlagzeug und Gesang an der Leipziger Hochschule für Musik Felix Mendelssohn Bartholdy. Mit „Amor & Die Kids“ und ihrem Hit „Komm doch mit (zu nem Ritt auf dem Sofa)“ wurde er in der DDR bekannt.
Wenn Musicalproduktion, Schlagzeugspielen und Prinzen noch Zeit lassen, komponiert und produziert Künzel im eigenen Tonstudio Songs für andere Künstler, Musik für Fernsehsendungen und Kinderhörspiele. Die Geschichten um „Die kleine Schnecke Monika Häuschen“ verkauften sich mehr als 400 000 Mal. Auch die Musik für die Kinder-Quizshow „1, 2 oder 3“ oder die zum Kindermusical „Urmel fliegt ins All“ kommt von ihm. Stolz sei er nicht auf seine Erfolge. „Ich freue mich nur sehr, am meisten über meine Familie.“