Eine gelungene Ost-West-Verbindung
Präsidentenwahl: Daniela Schadt, die Frau an der Seite von Joachim Gauck, kennt sich aus in der Politik.
Berlin. Sie ist entschlossen, ihren Job für ihn aufzugeben. "Daniela ist eine erwachsene politikerfahrene Frau, der klar ist, dass sie als Partnerin des Bundespräsidenten nicht weiter als Ressortleiterin Innenpolitik arbeiten kann", sagt Joachim Gauck, früherer Leiters der Stasi-Unterlagenbehörde und Bundespräsidentenkandidat über seine 20Jahre jüngere Lebensgefährtin. Daniela Schadt und Joachim Gauck sind seit zehn Jahren ein Paar.
Und in der Tat: Statt aus dem Politik-Ressort der "Nürnberger Zeitung" heraus, bei der Schadt seit 25 Jahren arbeitet, die Geschehnisse rund um die Präsidentenwahl zu analysieren, begleitet die 50-Jährige den Überraschungskandidaten von Rot-Grün bei seinen deutschlandweiten Vorstellungsrunden. Sie hat sich extra Urlaub genommen, um "den Jochen" zu unterstützen - "erst mal" - bis zum 4. Juli.
Von den Debatten, die die Kandidatur von Gauck ausgelöst hat, ist Schadt - wie Gauck parteilos - begeistert. "Das geht weit über die Person hinaus, auf einmal wird über das Gemeinwesen diskutiert, über soziales Engagement und Werte, unabhängig von Parteien."
Ob sie sich vorstellen kann, ins Schloss Bellevue zu ziehen? "Die ganze Sache ist erstmal spannend genug", sagt Schadt diplomatisch. Die Zustimmung, die Gauck derzeit einheimst, habe sie aber so nicht erwartet, "wildfremde Menschen schicken massenhaft Briefe und Mails".
Kennengelernt hat sie den früheren Bürgerrechtler bei einem Vortrag, zu dem sie als Berichterstatterin im Einsatz war. "Das war so interessant, da musste nochmal drüber diskutiert werden", beschreibt sie die erste Begegnung und lacht. "Wir sind eine sehr gelungene Ost-West-Verbindung". An ihrem Lebensgefährten schätzt sie vor allem seine Begeisterungsfähigkeit und seinen Mut. "Herz und Verstand sind in einer Balance, ohne dass der Verstand zu kurz kommt." Heute bedauert sie, dass sie "den Gauck" zu Ostzeiten nicht als Pfarrer von der Kanzel erlebt hat.
Ihre Kollegen beschreiben die zierliche Frau als meinungsfreudig, humorvoll, als Radlerin bei Wind und Wetter und unverdrossene Bahnfahrerin.
Das Pendeln zwischen Nürnberg und Berlin, wo Gauck wohnt, fällt ihr nicht schwer. "Berlin ist richtig schön", sagt sie. Ihre Lieblingsecken will sie aber nicht verraten. "Sonst erwischt mich noch jemand beim Joggen mit rotem Kopf." Fahrräder hat sie in beiden Städten. "Seit 25 Jahren überlege ich, ob ich ein Auto anschaffe."
Die Beziehung sei wunderbar. Beide besäßen beispielsweise eine Leidenschaft für Fußball. Es gebe viele Parallelen zur Gesellschaft: Allein mit Teamspielern funktioniere es nicht und "mit lauter Diven auch nicht". Gauck, der von seiner Ehefrau seit 20 Jahren getrennt lebt, hatte kürzlich schon öffentlich über eine Hochzeit nachgedacht. Seine Angebetete sagte dazu gelassen: "Das ist seit zehn Jahren eine sehr stabile Beziehung."
Wer die besseren Buletten brät, ist jedenfalls schon geklärt. "Der Jochen - das trete ich neidlos ab", sagt Schadt.
Das Paar plant im August einen gemeinsamen Urlaub in Wustrow an der Ostsee, in dem zu DDR-Zeiten enteigneten Haus von Gaucks Großmutter. Das heruntergewirtschaftete Domizil bekam die Familie erst nach dem Mauerfall zurück. Heute ist es für alle ein Treffpunkt - auch für die vier Kinder von Gauck, mit denen sich Schadt gut versteht.
Am 30. Juni wird sie aber erst einmal auf der Zuschauertribüne im Berliner Reichstagsgebäude sitzen. Was sie anzieht zur Wahl des Präsidenten, weiß sie noch nicht. Ein Hosenanzug werde es aber sicher nicht sein.