Einseifen, knurren, schütteln im Hundewaschsalon

Eine süddeutsche Firma vertreibt Waschanlagen für Hunde. Die zwei- und vierbeinige Zielkundschaft reagiert allerdings skeptisch.

Kehl. Ein lautes Knurren, ein beherzter Sprung nach vorn: Der erste Biss verfehlt den Fön nur knapp.

Der zweite hinterlässt einen Kratzer im Plastik. Keine Frage: Testhündin Leo hat genug. Nach dem Standard-Waschprogramm (Warmwasser, Hundeshampoo, Abspritzen) muss das noch Fell trocknen.

Doch der Fön, der wie ein Autostaubsauger aussieht, ist Leo suspekt. Ein demonstratives Schütteln, dann ist der Waschgang vorbei.

Szenen wie diese sind in Deutschland vermehrt zu beobachten, seit die Darado GmbH aus Ingersheim ihre Geschäftsidee realisiert. Im vergangenen Jahr nahm die baden-württembergische Start-up-Firma die erste Hundewaschanlage in Betrieb — eine Marktlücke.

Inzwischen stehen 25 solcher Automaten in Deutschland und Österreich. „Allein in der Bundesrepublik gibt es 5,4 Millionen Hunde“, sagt Gesellschafterin Vera Moor (30). „Der Bedarf ist riesig.“

Das jüngste Modell steht in Kehl auf dem Gelände einer Autowaschanlage, wobei die Hundevariante aber eher einer Waschbox gleicht: Der Vierbeiner erreicht über eine Rampe die Wanne. An der Seite hängt ein Schlauch, aus dem wahlweise klares oder mit Shampoo versetztes Wasser strömt — je nachdem, welche Taste man drückt.

Neugierig schnuppert Leo an der Gummimatte, auf der noch ein paar Haare des Vorgängers liegen. Münze einwerfen, Warmwasser wählen, Sprühpistole in die Hand nehmen: Los geht’s! Als Leo den Schlauch sieht, steuert sie wieder auf die Rampe zu. Die Konstrukteure haben vorgesorgt: Eine an der Wand befestigte Kette sorgt dafür, dass der Hund angeleint bleibt.

Schon nach dem ersten Spritzer knurrt Leo den Wasserstrahl an. Ein Mitarbeiter der Waschanlage kommt herbeigeeilt: „Die freut sich aber“, ruft Dogan Nihat. „Für Hunde ist das eben was ganz Tolles.“

Zu seiner Verteidigung muss man sagen: Es gibt wirklich viele Hunde, denen eine solche Prozedur nichts ausmacht. „Viele potenzielle Kunden wissen gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt“, sagt Vera Moor. „Da ist noch viel Luft nach oben.“

Die drei Firmengründer haben sich während ihres Studiums an der FH Pforzheim kennengelernt. Gemeinsam mit ihrem Mann Georg (Maschinenbauer) und Informatiker Dennis Bolger habe man ein Jahr lang an der Idee getüftelt. Vera Moor, gelernte Produktdesignerin, kümmerte sich um das Aussehen der Anlage.

Doch wer braucht überhaupt eine Hundewaschanlage? Vera Moor antwortet sofort: „In der Badewanne müssen Sie sich bücken, das ist nicht gut für den Rücken.“ An der Waschbox stehe man dagegen aufrecht und müsse weit weniger bezahlen als in einem Hundesalon. „Außerdem“, sagt Moor, „versaut sich niemand gern sein Bad.“

In der Branche der Hundesalons sorgt das Geschäftsmodell bisher nicht für Furore. „Aus unserer Sicht kann man das vernachlässigen“, sagt Ute Klaßen, Vorsitzende des Berufsverbands der Groomer (Hundefrisöre) in Deutschland. Klaßen glaubt nicht, dass die Waschanlagen ihrer Zunft die Kunden abgraben. „Unser Hauptgeschäft ist schließlich nicht das Baden, sondern die artgerechte Fellpflege.“