Deutsche Weihnachtsbaumkönigin: Das Gesicht zur Tanne
Weinköniginnen sind längst Brauchtum. Der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger hat sich die Idee abgeschaut. Noch bis 2014 repräsentiert eine Frau aus dem Münsterland die Tanne. Derzeit hat Katharina Püning viel zu tun.
Everswinkel. Zwischen Käufer und Verkäufer dauert das Gespräch meist nur kurz. „Was kostet der Baum?“ Blick auf die Länge, ist die Spitze auch schön? Ja, gekauft, das war's. Ab mit dem Weihnachtsbaum nach Hause. Und dabei geht es um ein Produkt mit so vielen Emotionen
. An Heiligabend liegen unter den Zweigen die Geschenke, es funkelt und glitzert. Weihnachten ohne eine Tanne? Für viele undenkbar. Katharina Püning will dem Geschäft rund um den Weihnachtsbaum etwas mehr Glanz verleihen. Sie hat sich beworben um den Posten der 2. Deutschen Weihnachtsbaumkönigin. Ausgeschrieben war die Stelle im Fachblatt des Bundesverbandes der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger.
Die 28-Jährige hat sich gegen acht Bewerber aus ganz Deutschland durchgesetzt, jetzt ist sie 2013 und 2014 Königin. „Mein Vater und mein Bruder haben mich dazu überredet“, sagt die Studentin der Agrarwirtschaft. Sie ist auf einem Bauernhof bei Münster groß geworden. Als der Vater vor Jahrzehnten die Schweinemast aufgab, sattelte der landwirtschaftliche Betrieb auf Tannenbäume um. „Ich bin zwischen Blaufichten groß geworden. Und da dieses Geschäft viel Handarbeit bedarf, musste die ganze Familie immer mit anpacken.“
Wichtig ist Katharina Püning, dass sie nicht nur ihr schönes Gesicht in die Kamera hält, sondern beim Gespräch mit Kunden auch überzeugend rüberkommt. „Ich kenne mich mit Tannen aus, das sollten meine Gesprächspartner schon merken.“ Sie erzählt, was der Käufer in den letzten Tagen vor Weihnachten unbedingt beachten muss. „Die Tanne möglichst lange bis zum letzten Tag im Netz halten“, erklärt sie, „den Stamm anschneiden und in einem Eimer gut wässern. Zwei Meter Tanne brauchen zwei Liter Wasser pro Tag. Das unterschätzen viele.“
Die gelernte Mediengestalterin hat jetzt bis Februar einen vollen Terminkalender. Meist sind es Auftritte in den deutschen Weihnachtsbaum-Hochburgen Bayern, Baden-Württemberg und im Sauerland. Ihr persönlicher Höhepunkt war eine Veranstaltung im Düsseldorfer Landtag. „Das Studium leidet schon darunter. Aber das war mir klar, als ich mich beworben habe“, erzählt Püning.
Sascha Raithel, Juniorprofessor für Marketing an der Ludwig-Maximilians-Universität München, meint: „Mit Weihnachten verbindet man ja zuerst einmal keine Königin, sondern den Weihnachtsmann und das Christkind. Und da der Name Weihnachtsbaumkönigin nicht weit entfernt ist von der Weinkönigin, muss man zuerst vielleicht schmunzeln.“
Um glaubwürdig rüberzukommen, müsse das Auftreten der Königin zum „Produkt“ passen, rät er. Dafür sorgt Katharina Püning. Bei jedem offiziellen Auftritt erscheint sie im festlichen grünen Kleid. Nur die Fotografen wünschen sich da manchmal einen anderen Farbtupfer. Besonders wenn sie in einer ohnehin schon grünen Tannenschonung steht.