Elegant und souverän - „Queen of Less“ Jil Sander kehrt zurück
Hamburg (dpa) - Sie gilt als „Queen of Less“ und ist weltweit für ihre elegante und zeitlose Mode bekannt. 2004 zog sie sich aus ihrem Unternehmen zurück. Jetzt will die Designerin es noch einmal wissen und gibt ihr zweites Comeback.
Die kühle und souveräne Hanseatin erfüllt damit die jahrelangen Hoffnungen der Branche auf ein zweites Comeback, nachdem sie 2002 schon einmal das Handtuch geworfen hatte und danach wieder zurückgekehrt war. „Es fühlt sich so an, als würde ich nach einer kurzen Reise wieder nach Hause kommen“, sagte Sander.
Seit Beginn ihrer Laufbahn hat die heute 68 Jahre alte Unternehmerin eine beeindruckende Karriere hingelegt und sich kraftvoll in die Spitze der internationalen Modewelt vorgearbeitet. 1943 in Wesselburen (Schleswig- Holstein) geboren, wuchs sie in Hamburg bei ihrer Mutter und deren zweitem Mann auf. Nach einer Ausbildung zur Textilingenieurin studierte Sander zwei Jahre in Los Angeles.
Zurück in Deutschland arbeitete sie als Moderedakteurin und eröffnete 1967 im schicken Hamburger Stadtteil Pöseldorf eine Boutique, in der sie auch eigene Entwürfe verkaufte. Schnell avancierte das Geschäft zum Geheimtipp unter jungen, eleganten Frauen. Denn das Frauenbild Heidemarie Sanders, die sich mittlerweile „Jil“ nannte, wirkte so modern und souverän, dass sich die an Selbstbewusstsein erstarkte weibliche Generation der 60er und 70er Jahre darin spiegeln konnte.
Erst in Hamburg, dann in Deutschland und schließlich weltweit wurden Frauen schier süchtig nach den puren, edlen und ästhetischen Entwürfen der „Queen of Less“. Hinzu kam, dass die zierliche und zugleich durchsetzungsfähige Blonde selbst perfekt das von ihr propagierte Frauenbild verkörperte. Als sie 1979 für ihren ersten Frauenduft „Woman Pure“ mit dem eigenen markanten Antlitz warb, brachte dies ihrer Popularität einen unglaublichen Schub.
So leise und zurückhaltend Jil Sander auch auftritt, so klar und kompromisslos verfolgt sie ihre Ziele. Ihre Entschiedenheit hinsichtlich ihres Unternehmens mag sie zu Fall gebracht haben. Ende der 90er Jahre war die Hanseatin auf dem Gipfel ihres Ruhmes angelangt. Sander entschloss sich, einen Partner ins Boot zu holen, und verkaufte im September 1999 die Aktienmehrheit an die italienische Prada-Gruppe.
Doch die Zusammenarbeit scheiterte und schon wenige Monate nach dem Verkauf stieg sie aus. Jil Sander ohne Jil Sander funktionierte jedoch mehr schlecht als recht. Und so holte Prada sie drei Jahre später zurück. Doch 2004 verließ Sander die Firma erneut und gut ein Jahr später verkaufte Prada die Marke wieder. Jil Sander hatte seit 2009 einen Beratervertrag mit dem japanischen Bekleidungskonzern Fast Retailing Co. und kümmerte sich um die Modemarke Uniqlo. Die Zusammenarbeit wurde 2011 beendet.