Trauer um Legende Er kämpfte gegen Muhammad Ali: Boxer Karl Mildenberger ist tot

Kaiserslautern · Er war einer der größten deutschen Boxer. Und er stand mit Muhammad Ali im Ring: Karl Mildenberger. Der Europameister ist gestorben.

1966: Karl Mildenberger (r) und Muhammad Ali boxen um den WM-Titel im Schwergewicht im Waldstadion.

Foto: dpa/Willi Gutberlet

Der deutsche Boxsport trauert um den früheren Europameister Karl Mildenberger. „Das ist sehr traurig. Ein Großer ist gegangen. Mit dem Kampf gegen Ali hat er sich einen Platz in der Box-Geschichte gesichert“, sagte Präsident Thomas Pütz vom Bund deutscher Berufsboxer der Deutschen Presse-Agentur und bestätigte damit Berichte mehrerer Zeitungen über den Tod des 80-Jährigen.

Mildenberger starb am Freitag in seiner Heimatstadt Kaiserslautern. Damit verlor das deutsche Boxen innerhalb von nur einer Woche eine weitere Legende. Erst am Montag war der ehemalige Weltmeister Graciano Rocchigiani bei einem Verkehrsunfall auf Sizilien ums Leben gekommen.

In seinem berühmtesten Kampf forderte Mildenberger am 10. September 1966 die Box-Legende Muhammad Ali heraus - und verlor nach einer herausragenden Leistung im Frankfurter Waldstadion erst in der 12. Runde durch einen Abbruch des Ringrichters. Wer Karl Mildenberger sagt, denkt an Muhammad Ali und diesen einen Kampf. „Wohl selten wurde ein k.o.-geschlagener Boxer im Triumphzug auf den Schultern aus dem Ring getragen“, schrieb die „Frankfurter Neue Presse“ damals und attestierte dem deutschen Außenseiter eine „Bravourleistung“.

Mildenberger starb am Freitag in einem Hospiz. Nach Informationen der FNP war er nach einer Knie-Operation auf einen Rollstuhl angewiesen. Erst im November 2017 hatte er seinen 80. Geburtstag gefeiert. Er habe einen Platz in den Herzen der Boxer sicher, würdigte Pütz damals den früheren Schwergewichts-Boxer und erinnerte an den Ali-Kampf.

Dass der Lauterer dem übermächtigen Ali bis in die zwölfte Runde der damals noch über 15 Runden ausgetragenen Titelkämpfe Paroli bot, hatte die Fachwelt überrascht. Experten sagten einen K.o.-Sieg des Weltmeisters in den ersten drei Runden voraus. Was Ali aber nicht mochte: Mildenberger war Rechtsausleger. Damit hatte er Probleme.

Mildenberger setzte mehrere Treffer, gewann zwei Runden, konnte dem Druck letztlich aber nicht standhalten. Ali adelte den Deutschen und meinte, er sei „der zweitschnellste Schwergewichtler der Welt und der am besten aussehende weiße Boxer“. Wer der Schnellste und Schönste war, stand für Ali natürlich außer Frage. Es sei sein „schwerster Kampf seit dem Titelgewinn gegen Sonny Liston“ gewesen, meinte er. Am Ring saßen in Frankfurt unter anderem Ex-Weltmeister Max Schmeling sowie die Schauspieler Jean-Paul Belmondo und Ursula Andress.

War Mildenberger Jahre zuvor wegen einer Erstrunden-Niederlage gegen den Briten Dick Richardson als „Karl der Flache“ verspottet worden, so stieg er nach dem Kampf gegen Ali in den Zeitungen zu „Karl der Große“ auf. „Ich bin stolz darauf, mit Muhammad Ali im Ring gestanden zu haben. Das war die Krönung meines Lebens“, sagte Mildenberger.

Der Pfälzer war aber nicht nur Ali-Gegner. Er hatte sich 1964 den
Europameistertitel im Schwergewicht erkämpft. 1967 setzte er sich sogar an die Spitze der Weltrangliste. Er bestritt 62 Profi-Kämpfe, von denen er 53 gewann und sechs verlor. Drei Kämpfe endeten unentschieden. 1968 trat er mit 31 Jahren zurück. Sein Weggefährte Jürgen Blin aus Hamburg, später ebenfalls Europameister, meinte über Mildenberger: „Der Mann war eine Granate.“

(dpa)