Erdbeben rüttelt an Häusern in Grenzregion zu Tschechien

Cheb (dpa) - Kleine Erschütterungen erleben die Tschechen im Nordwesten des Landes häufiger. Am Samstag war ein Beben bis nach Nürnberg zu spüren. Expertinnen rechnen mit Nachbeben.

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Ein kräftiges Erdbeben hat den Nordwesten Tschechiens und angrenzende Regionen in Deutschland erschüttert. Das „vergleichsweise starke“ Beben sei am Samstag bis ins 150 Kilometer entfernte Nürnberg zu spüren gewesen, sagte die Seismologin Monika Bischoff vom Erdbebendienst der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover. Außer in Bayern machte sich das Beben auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bemerkbar.

Das Geophysikalische Institut der tschechischen Akademie der Wissenschaften gab die Stärke des Bebens um 12.37 Uhr mit 4,5 an. Sein Zentrum lag bei Nový Kostel nahe der deutschen Grenze in einer Tiefe von 8,5 Kilometern. „Es war so stark, dass die Menschen aus den Häusern gerannt sind“, sagte ein Augenzeuge aus der Region nahe dem Epizentrum dem tschechischen Fernsehen. In der Gemeinde Stribrna bei Cheb (Eger) stürzten Kamine ein, zahlreiche Mauern bekamen Risse, wie die örtliche Feuerwehr mitteilte. In der Region war ein deutliches Rumsen zu spüren.

Auch in Sachsen gingen bei der Polizei und beim Oberbergamt viele Anrufe besorgter Bürger ein. „Leute aus Chemnitz, Erzgebirge und Vogtland fragen, was los ist“, sagte ein Mitarbeiter des Oberbergamtes in Freiberg. Die Zwickauer Polizei bekam Berichte über einen lauten Knall und wackelnde Häuser. Auch in der Erdbebenwarte Collm lief das Telefon heiß. „Die Anrufer sprechen von klirrenden Gläsern, wackelnden Fußböden und schwankenden Häusern“, sagte Mitarbeiterin Petra Buchholz. Über Verletzte und Schäden an Gebäuden war der Landeseinsatzzentrale in Erfurt zunächst nichts bekannt.

Nach Einschätzung von tschechischen Seismologen war es eines der stärksten Erdbeben in Nordwestböhmen in den letzten 100 Jahren. Innerhalb weniger Stunden folgten demnach mehrere Nachbeben. Eine ähnlich starke Erschütterung habe es zuletzt 1987 gegeben.

Erst vor einer Woche hatte in der Gegend um Nový Kostel eine Erdbebenserie mit einer Stärke bis 3,5 ins Vogtland ausgestrahlt. Damals vermuteten Experten, dass es sich um ein Haupt- sowie kleinere Nachbeben statt der üblichen sogenannten Schwarmbeben handelt. Diese kleinen Beben in dichter zeitlicher Reihenfolge im gleichen Gebiet sind nicht selten.

Auch dem jüngsten Erdstoß werden viele dieser Nachbeben folgen, sagte Buchholz. „Das kann über Wochen und sogar Monate anhalten.“ Die BGR-Seismologin Bischoff in Hannover bestätigte das: „Das Vogtland ist ein typisches Erdbebengebiet in Deutschland.“ Das jetzige Beben könnte eine ganze Serie starker Erschütterungen einleiten, warnte der tschechische Seismologe Josef Horalek.