Erdrutsch in den USA: Helfer geben Hoffnung auf
Oso (dpa) - Erschöpfte Rettungsteams, schwierigste Bedingungen, kaum noch Hoffnung auf Überlebende: Fünf Tage nach dem tödlichen Erdrutsch im US-Bundesstaat Washington zehrt der gefährliche Einsatz in dem schlammigen Katastrophengebiet an den Kräften der Helfer.
Noch immer gilt das Schicksal von 90 Menschen als ungeklärt - zuvor waren die Behörden allerdings von bis zu 176 Vermissten ausgegangen. Bisher wurden 16 Leichen aus den teilweise zehn Meter hohen Schlamm- und Geröllschicht geborgen.
Die Zahl der Toten dürfte in den nächsten Tagen weiter ansteigen. Feuerwehrchef Travis Hots bestätigte der Presse am Donnerstag weitere Leichenfunde, die aber noch geborgen und von den Gerichtsmedizinern untersucht werden müssten. Hots beschrieb extrem schwierige Bedingungen für die Rettungsteams. „Es ist stellenweise wie ein Sumpf, in dem unsere Geräte versinken würden“. Helfer müssten sich auf Holzplanken vorsichtig bewegen. An anderen Stellen seien „Geröllkugeln aus Ton so groß wie Krankenwagen“ in das Tal gerollt.
Die Bergung eines Opfers, dessen Auto von der Schlammlawine erfasst worden war, habe mehrere Stunden gedauert, sagte Hots. Dieser Einsatz würde selbst erfahrene Rettungskräfte erschüttern und schwer belasten. Über das massive Aufgebot von freiwilligen Helfern, darunter Soldaten der Nationalgarde, sagte der Feuerwehrchef am Donnerstag: „Wenn wir nur noch einen weiteren Überlebenden finden könnten, dann ist es das wert“.
Unterdessen berichten Überlebende von Alptraum-Szenen am Samstag, als die Katastrophe über sie hereinbrach. „Das Haus bewegte sich, und wir wurden mit Schlamm bedeckt. Es dauerte nur 30 Sekunden, bis es wieder zum Stillstand kam, aber von unserem Haus blieben lediglich Trümmer übrig. Das Haus wurde 400 Meter fortgerissen“, berichtete eine Überlebende dem TV-Sender CNN.
Die Einsatzkräfte gingen weiterhin Hinweisen und Anrufen von Angehörigen und Freunden nach, um den Verbleib von Bewohnern rund um den Ort Oso zu klären, sagte Einsatzleiter John Pennington. Allerdings sind die Angaben der Behörden über Vermisste nur sehr vage: So werden zusätzlich zu den 90 offiziell Vermissten 35 weitere Menschen „möglicherweise vermisst“, fügte Pennington hinzu. Dies seien Personen, die Oso oft besuchten, ohne dort zu wohnen.
Schwere Regenfälle hatten die Schlammlawine am Samstag ausgelöst. 30 Häuser der kleinen Gemeinde wurden völlig zerstört. Über 200 Helfer, darunter Soldaten der Nationalgarde, durchsuchten weiter mit Spürhunden und Bulldozern den verwüsteten Landstrich. „Es sieht aus, als wäre eine Atombombe explodiert“, beschrieb ein freiwilliger Helfer den Unglücksort.