Erleichterung bei Knox und Sollecito nach Freispruch
Rom/Seattle (dpa) - Mit Erleichterung haben die Amerikanerin Amanda Knox und ihr Ex-Freund auf ihren endgültigen Freispruch nach fast acht Jahren Justizkrimi in Italien reagiert.
„Ich bin so dankbar, dass ich mein Leben zurückhabe“, sagte die 27-Jährige in ihrer Heimat Seattle unter Tränen. Das höchste Gericht in Italien hatte Knox und den Italiener Raffaele Sollecito am Freitag von ihrer Verurteilung zu langen Haftstrafen freigesprochen, weil sie nicht Schuld an dem Mord an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher seien. Kerchers Familie zeigte sich nach dem überraschenden Urteil geschockt.
Denn wer der oder die Mörder sind und was das Motiv sein könnte, bleibt auch nach dem fünften Urteil in dem spektakulären Fall unklar. Als einziger sitzt der Ivorer Rudy Guede wegen Beihilfe zum Mordes eine 16 Jahre lange Haftstrafe ab. Die Ermittler waren sich aber einig, dass er nicht alleine gehandelt haben kann.
Kercher war in der italienischen Studentenstadt Perugia im November 2007 vergewaltigt und mit unzähligen Messerstichen ermordet worden. Knox - wegen ihres Aussehens „Engel mit den Eisaugen“ genannt - und Sollecito waren in erster Instanz zu langen Haftstrafen verurteilt worden und saßen vier Jahre in Haft, obwohl sie ihre Unschuld beteuerten. Einen anschließenden Freispruch kippte das höchste Gericht in Rom im Jahr 2013. Darauf folgte eine Verurteilung für Knox, die seit ihrem ersten Freispruch in 2011 in den USA ist, von 28 Jahren und sechs Monaten und von Sollecito zu 25 Jahren.
„Endlich kann ich mein Leben weiterleben“, sagte der 31-jährige Sollecito nun. „Endlich muss ich mir keine Sorgen um Gerichtsakten mehr machen und kann zur Normalität zurückkehren.“ Sein Vater Francesco sagte unter Tränen: „Ab morgen beginnt wieder unser Leben. Mein Sohn kann an seine Zukunft denken.“
Knox erklärte vor ihrem Elternhaus, sie sei „unglaublich dankbar“ für die Gerechtigkeit, die ihr zuteilgeworden sei. Das Wissen um ihre Unschuld habe ihr „Stärke in den düstersten Zeiten dieser Tortur“ gegeben. „Meredith war meine Freundin“, fuhr sie fort. Sie hätte so viel in diesem Leben verdient. Knox' Mutter sagte: „Wir sind so dankbar, dass nun endlich alles richtig ist.“ Knox arbeitet als Reporterin für eine Zeitung und will bald den gleichaltrigen Musiker Colin Sutherland heiraten.
„Amanda ist glücklich, wir werden Haftentschädigung fordern“, sagte ihr Anwalt Carlo Dalla Vedova in Rom. Seine Mandantin wurde zwar zu einer Strafe von drei Jahren wegen Verleumdung eines Kneipenbesitzers nach der Tat verurteilt. Diese hat sie jedoch schon abgesessen.
Kerchers Familie war dagegen bestürzt. „Es ist eine Wahrheit, die schwer zu verdauen ist für die Familie, für uns Verteidiger und für Richter, die zuvor die Verurteilungen ausgesprochen haben“, sagte Anwalt Francesco Maresca, der mit Merediths Schwester Stephanie telefonierte. Sie sei sehr „bestürzt“ gewesen. Merediths Mutter Arline Kercher sagte der Nachrichtenagentur PA, sie sei „überrascht und sehr schockiert.“