„Es wird haarig“ - Die Mode im Herbst ist kuschlig

Berlin (dpa/tmn) - Wenn es im Herbst wieder kälter wird, sehnen sich viele nach Wärme und Gemütlichkeit. Gut, dass die aktuellen Herbst- und Winterkollektionen bequem und kuschlig sind.

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„Cocooning“, also sich verpuppen, nennt Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Modeinstitut diesen Trend. „Es wird haarig, Strick und Jersey sind sehr angesagt.“ Das passt aus seiner Sicht zum Wunsch vieler Menschen, sich im Herbst einfach mal auf die Couch zurückzuziehen. Die Mode kommt ihnen da ein Stück entgegen - und vermittelt ein heimeliges Gefühl.

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Die Skinny Jeans wird von bequemen Jogginghosen verdrängt, auch Lounge-Pant oder der Jog-Pant genannt. Sie gibt es in aufgehübschten Glamour-Modellen. Sie bleiben trotzdem bequem. Müller-Thomkins sieht darin eine allgemeine „Casualisierung“, lässige Kleidungsstücke gelten als modisch. Hinzu kommt, dass Sportkleidung stärker Einzug in den Alltag erhalten hat. Mit einem coolen Sweatshirt oder Hoodie dazu lässt sich ein individueller Look kreieren.

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Auch die Modeberaterin Ines Meyrose aus Hamburg findet, dass die Kleidungsstücke für den kommenden Herbst und Winter Natürlichkeit ausstrahlen. Wie Müller-Thomkins sieht sie kräftige Wollstoffe und dicke Strickmuster weiterhin vorn. Was aus dem vergangenen Jahr bleibt, ist der Oversize-Trend. „Frauen tragen übergroße Blazer mit einem lässigen Schnitt“, sagt sie. Das wirkt nicht nur stylish und lässig, sondern ist gleichzeitig auch bequem.

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Wer diesen Look noch etwas ausbauen will, greift zu weit geschnittenen Hosen, Jacken mit Schulterpolstern und langen Mänteln. „Das ist ein Gegenpol zur weiblichen Silhouette, wirkt fast männlich“, erklärt Personal Shopperin Katrin Thörl-Schultz aus Regensburg. Ähnlich ist es beim sogenannten Layering-Look. Hierbei werden mehrere Schichten in unterschiedlichen Längen - etwa Shirts, Bluse, Pullover und Jacke - übereinander getragen.

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Das ist nicht nur gemütlich, es hat noch einen anderen Vorteil: Ein Outfit eignet sich für verschiedene Anlässe, passt sich dem Tagesablauf spielend an. Im Büro kommt die Bluse zum Vorschein, nach Feierband der dicke Strickpulli darüber. Damit passt sich die Mode der modernen Frau an. Sie hat sehr viele Rollen inne, die Kleidung muss flexibel sein, erklärt Meyrose.

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Je mehr Einzelteile ein Outfit hat, desto mehr entspricht es dem Patchwork der heutigen Zeit, findet Gerd Müller-Thomkins. Dann kann man den Look mit Kleinigkeiten völlig umgestalten. Die Herbstmode ist bausteinartig: Die Entwürfe zielen auf eine maximale Kombinierbarkeit ab. Damit die Stücke zusammenpassen, heißt das für die einzelnen Teile: klare Schnitte und eine Konzentration auf das Wesentliche. „Die Kleidung ist schlicht, aber nicht einfach.“

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Deshalb darf es bei den Farben ruhig krachen. Thörl-Schultz kündigt kräftige Rottöne wie Kirschrot oder Marsala an - „gerne miteinander im Muster gemixt“. Schmutzige Schlammtöne wirken mit goldenen Accessoires besonders edel. Auch großflächige Muster sind weiterhin angesagt. „Das gab es ja bereits im vergangenen Jahr“, sagt Meyrose. Doch auch in der kommenden Saison spielen sie eine bedeutende Rolle.

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Besonders auf dem Poncho, einem Must-have, sind sie nicht wegzudenken. Ob kariert oder retro im Stil der 60er Jahre - Hauptsache auffällig gemustert. Der Poncho war erstmals im vergangenen Winter in den Läden zu sehen und wird nach Einschätzung von Meyrose auch noch ein weiteres Jahr bleiben. In dieses Teil kann die Trägerin sich hineinkuscheln, und es lässt sich sowohl schick als auch lässig stylen.

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Weiterhin werden sich riesige Tücher durchsetzen, die wie Wolldecken aussehen. Sie lassen sich verschiedenartig wickeln - entweder als Schal oder wie ein Poncho. „Brosche vorne dran gesteckt, fertig“, sagt Meyrose. Sie haben ebenfalls auffällige Muster und sind gleichzeitig Allrounder, die zur Jogginghose genauso gut passen wie zum Oversize-Blazer oder Kleid. Auch sie erinnern an einen Abend auf dem Sofa.

Ebenfalls bequem sind Culottes. Die typische Männerhose aus dem 17. Jahrhundert geht bis kurz unters Knie und wurde schon zum Trendstück des Sommers ausgerufen. Meyrose glaubt aber nicht, dass sie sich bei den Kunden so schnell durchsetzt. Ein Grund dafür ist, dass sie die Wade stark betont.

Die Modeberaterin rechnet jedoch damit, dass die Culotte im Herbst und Winter ihre zweite Chance bekommt. „Nur bitte keine flachen Schuhe dazu“, warnt sie. Denn die Hose wirkt kastig und kann ein Figurkiller sein. Sie wird in Kombination mit hohen Absatzstiefeln getragen - die verdecken dann die vielleicht etwas kräftigen Waden. „Und in der Culotte können Frauen sich viel besser bewegen als mit einem Rock - sie sind viel freier.“