Essen aus Japan: Strengere Kontrollen in Deutschland
Berlin (dpa) - Deutschland verschärft nach dem Atomunglück in Japan die Kontrollen für japanische Lebensmittel. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sprach am Freitag von Vorsorge und sieht weiter keine akute Gefahr.
Die Europäische Union hatte Zwangskontrollen für Lebensmittel aus Japan angeordnet. „Künftig dürfen Lebensmittel aus den betroffenen japanischen Regionen nur noch in Deutschland eingeführt werden, wenn sie in Japan streng kontrolliert und zertifiziert wurden“, teilte Aigner in Berlin mit. „Bereits vor der Verladung muss sichergestellt sein, dass die Waren keinerlei erhöhte Strahlenbelastung aufweisen.“ An den EU-Außenstellen würden alle Waren geprüft, die aus Japan kämen.
Aigner machte deutlich, dass es sich bisher um Vorsorgemaßnahmen handle. „Vorsorgender Verbraucherschutz hat absolute Priorität.“ Bund und Länder hätten bisher keine Anhaltspunkte dafür, dass belastete Waren aus der Krisenregion nach Deutschland gelangt sein könnten. Eine Ministeriumssprecherin schloss eine Verschärfung der Maßnahmen nicht aus, falls sich die Lage in Japan verschlechtert
Die Zollverwaltung prüft laut Finanzministerium alle Warensendungen aus Japan mit Geigerzählern. Auf dem Seeweg seien noch keine Waren eingetroffen, die nach dem Unglück abgesandt wurden.
Die EU-Mitgliedstaaten hatten sich am Donnerstag auf Zwangskontrollen für Lebensmittel aus zwölf japanischen Präfekturen verständigt. Die Waren müssen in Japan auf Radioaktivität getestet werden. Über das Ergebnis wird ein Gesundheitszertifikat verlangt. Die neuen Regeln sollen an diesem Wochenende in Kraft treten.
Lebensmittel aus Japan dürfen bis auf weiteres nur über wenige Kontrollstellen in die EU kommen. Alle Lieferungen müssen mindestens zwei Tage vor ihrer Ankunft an den Außenkontrollstellen angemeldet werden. In Europa soll es stichprobenartig weitere Untersuchungen geben. Von Lebensmitteln aus den anderen 35 Präfekturen des Inselstaats wird ebenfalls ein Teil in den EU-Mitgliedstaaten kontrolliert. Produkte, die vor dem 11. März - dem Tag des Mega-Bebens - hergestellt wurden, sind nicht betroffen. In Japan war bei Produkten wie Milch und Brokkoli eine radioaktive Belastung festgestellt worden.
Im vergangenen Jahr importierte Deutschland aus Japan Nahrungsmittel im Wert von rund 33 Millionen Euro, aus allen Ländern waren es Waren für rund 61 Milliarden Euro. Bei den Importen aus Japan handelt es sich nach Ministeriumsangaben vor allem um Fischspezialitäten, grünen Tee und Algen. Die großen Fischbestände im Pazifik sind nach Expertenangaben nicht von radioaktiver Verseuchung bedroht.
In Deutschland wurde am Donnerstagabend wie erwartet erstmals radioaktives Jod aus Japan gemessen. Die Dosis von einem fünftausendstel Becquerel Jod pro Kubikmeter Luft sei aber absolut unbedenklich, teilte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums mit. „Die daraus resultierende Dosis ist mehr als eine Million Mal niedriger als die Dosis, die ein Mensch durch die natürliche Strahlung erhält.“ Auch über der Schweiz wurden erstmals minimale Spuren radioaktiver Partikel aus Fukushima festgestellt - Gesundheitsgefahr bestand auch dort nicht.