Europas Umbrüche seit 100 Jahren - Fotofestival in Berlin
Berlin (dpa) - Ein Soldat in Nazi-Uniform steht im gleißenden Sonnenschein auf einem Gipfel, streckt den Kopf zum Himmel und macht ein Foto von sich selbst. Andreas Mühes Fotoserie „Obersalzberg“ - benannt nach dem Alpen-Domizil von Adolf Hitler - ist Teil der Ausstellung „MemoryLab“ im Martin-Gropius-Bau.
Solche Blicke auf die jüngste Geschichte stehen im Zentrum des Monats der Fotografie in Berlin. „Die Fotografen haben sich dafür historische Themen aus einer persönlichen Perspektive vorgenommen“, sagte Kurator Frank Wagner.
Bis zum 16. November blickt die Schau in 130 Ausstellungen in der ganzen Stadt auf ein bewegtes Jahrhundert. Übergreifendes Thema des Fotofestivals sind die Umbrüche Europas in den vergangenen hundert Jahren. Der Beginn des Ersten Weltkriegs, die Weltwirtschaftskrise von 1929, die Gründung der Bundesrepublik, der Fall der Mauer - „Europa hat viel mitgemacht“. Die Kuratoren nahmen das zum Anlass, zu fragen: „Was verstehen wir heute unter Europa im Unterschied zu damals?“
Antworten wollen nicht nur die Ausstellungen in Berlin geben. In anderen sieben Städten Europas, darunter in Paris, Wien und Athen, startet in diesen Tagen ebenfalls der Monat der Fotografie. Die Ausstellungs-Serie findet bereits seit 2004 alle zwei Jahre statt und spiegelt damit auch die technische Entwicklung der vergangenen zehn Jahr wieder, wie Kurator Wagner sagte. „Vielleicht kommt bald eine Handyfoto-Ausstellung.“
Einen aktuellen Trend greift bereits die Ausstellung „The European Dream“ auf. Sechs Flüchtlinge, die ehemals im Protestcamp auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg lebten, führten ein halbes Jahr lang fotografische Tagebücher. Ihre Bilder zeichnen das Leben der Flüchtlinge nach der Räumung des Platzes im April 2014 nach. Die Fotos wurden allerdings nicht mit dem Handy aufgenommen.