Ex-BBC-Moderator soll 300 Kinder missbraucht haben

Einst war BBC-Moderator Jimmy Savile in Großbritannien ein Held. Ein Jahr nach seinem Tod kommen fast täglich neue Vorwürfe wegen Kindesmissbrauchs gegen ihn ans Licht.

London. Mehr als 300 Kinder soll der ehemalige BBC-Moderator Jimmy Savile missbraucht haben. Wie die britische Zeitung "The Sun" berichtet, soll es sich ausschließlich um Mädchen handeln. Savile ist im vergangenen Jahr im Alter von 84 Jahren verstorben, doch die Ermittlungen laufen auf Hochtouren und schlagen bereits jetzt hohe Wellen.

Denn die Sun berichtet, dass auch Ärzte in den Fall verwickelt sein sollen. Auf von ihnen organisierten Wohltätigkeitsveranstaltungen soll der Moderator Kontakte zu den jungen Opfern geknüpft haben. Der Skandal kam bereits im vergangenen Jahr, unmittelbar nach Saviles Tod, an die Öffentlichkeit. Bis dahin war Savile, dessen Markenzeichen eine dicke Zigarre und seine wilde Frisur waren, sehr beliebt in der Bevölkerung.

Besonders brisant ist, dass es nach Angaben der Sun schon vorher Hinweise gab, dass der Moderator bereits seit 40 Jahren Kinder missbraucht hat. Doch zuletzt 2009 entschied sich die Staatsanwaltschaft gegen eine Anklage. Bewegung in die Sache kam erst nach einer Dokumentation des britischen Senders ITV. Dort hatten fünf Frauen über die Vorfälle berichtet.

Savile soll keineswegs nur in Hinterzimmern von TV-Studios Kinder missbraucht haben, sondern möglicherweise auch in Schulen und Heimen. Savile, 1926 als jüngstes von sieben Kindern im englischen Leeds geboren, war für seinen Einsatz für den guten Zweck bekannt.

Krankenschwestern sollen seine Besuche gefürchtet und Kindern geraten haben, sich schlafend zu stellen. Die Polizei habe Bescheid gewusst, behaupten einige der Opfer. Wegen der Prominenz des mutmaßlichen Täters sollen sich viele machtlos gefühlt haben. Manche sagen auch, die Zeiten seien damals anders gewesen. Sexuelle Befreiung traf auf alte Geschlechterrollen und Machtstrukturen.

Heute stellt sich kaum noch jemand hinter Savile. Seine Familie hat seinen Grabstein im englischen Scarborough entfernen und zertrümmern lassen. Einige Freunde verteidigen ihn und verweisen auf sein unermüdliches soziales Engagement. Ende November will die Polizei einen Bericht zu Savile vorlegen - und die BBC kündigt an, aus dem Fall lernen zu wollen.