Straßburg Experten für Menschenhandel warnen vor „Loverboys“ im Internet
Straßburg · Opfer von Menschenhandel werden in Deutschland laut einer Expertengruppe zunehmend auch im Internet angesprochen.
Vor allem Mädchen und junge Frauen laufen Gefahr, sich online auf sogenannte Loverboys einzulassen, die sie nach dem Vortäuschen einer Liebesbeziehung in die Prostitution zwingen, wie die Expertengruppe gegen Menschenhandel des Europarats (Greta) am Donnerstag in einem Bericht mitteilte. Sie sprach sich dafür aus, dem Problem mehr Aufmerksamkeit zu widmen und auch in Schulen darüber zu sprechen.
Nach Behördenangaben wurden zwischen 2014 und 2017 insgesamt 99 Fälle des Kinderhandels registriert, in welchen die Opfer mit deutscher Nationalität im Internet angesprochen worden waren, wie es in dem Bericht heißt. Lehrer sowie Kinder- und Jugendämter sollten spezielle Trainings für diese Fälle bekommen, empfahl die Expertengruppe.
Sie gab in ihrem Evaluationsbericht noch weitere Handlungsempfehlungen für Deutschland: So solle es etwa unter Strafe gestellt werden, wenn jemand die Dienste eines Menschen in Anspruch nimmt und dabei weiß, dass dieser Opfer von Menschenhandel ist. Außerdem solle Deutschland den Kampf gegen Arbeitsausbeutung ausweiten, indem beispielsweise die Überwachung von Arbeitsvermittlungs- und Zeitarbeitsunternehmen verbessert wird und Durchsuchungen in Privathaushalten erlaubt werden, um Missbrauch von Hausangestellten zu verhindern.
Der Expertengruppe zufolge hat die Zahl der registrierten Menschenhandelsfälle in Deutschland in den vergangenen Jahren zugenommen. So gab es 2017 insgesamt 671 registrierte Opfer, wie der Bericht unter Berufung auf das Bundeskriminalamt angibt. Im Jahr davor seien es 536 gewesen. Die meisten Opfer wurden sexuell ausgebeutet und waren Frauen oder Mädchen. Überwiegend kamen sie demnach aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Nigeria.