Explosion in Tianjin: Umweltschäden wohl größer als gedacht

Tianjin (dpa) - Die Folgen der verheerenden Explosion in Tianjin für die Umwelt könnten schwerer sein als bislang angenommen.

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In einer der Wasserproben rund um die Unglücksstelle stellten Prüfer eine Konzentration der schädlichen Chemikalie Zyanid fest, die um das 356-Fache über dem nationalen Grenzwert liegt. Das teilte Chinas Umweltministerium am Donnerstag mit.

An 19 von 26 Testpunkten rund um den Explosionsort wurde demnach Zyanid nachgewiesen. Bereits am Vortag war bekanntgeworden, dass acht Wasserproben über dem nationalen Grenzwert lagen - das gewaltige Ausmaß der Belastung war aber unklar geblieben. Nachdem bei Luftproben am Vortag laut Behörden keine erhöhten Schadstoffwerte festgestellt wurden, wird jetzt auch das Erdreich untersucht. 73 Bodenproben in einem Radius von fünf Kilometer um den Explosionsort seien genommen worden. Es werde kein Zentimeter belasteter Erde zurückbleiben, sagte Tian Weiyong vom Umweltministerium am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Bei dem Unglück waren mindestens 114 Menschen ums Leben gekommen.

Gute Nachrichten gab es für die von den Detonationen betroffenen Anwohner: Sie sollen laut Staatsmedien zumindest teilweise entschädigt werden. Demnach will die Stadtregierung von Tianjin von den Besitzern Apartments zurückzukaufen, die bei dem Unglück beschädigt wurden. Es ist allerdings noch unklar, für wen dieses Angebot gelten soll. Zunächst sollen Experten die etwa 17 000 betroffenen Wohnungen begutachten. „Wenn die Arbeit getan ist, wird entschieden, welche Häuser abgerissen, neu gebaut oder zurückgekauft werden“, sagte Tianjins stellvertretender Bürgermeister Zong Guoying.

Der Schritt kommt, nachdem Anwohner und Familien der Opfer in den vergangenen Tagen gegen das Krisenmanagement der Regierung demonstriert hatten. Lautstark hatten sie Entschädigungen gefordert und auf eine schnellere Aufklärung der Unglücksursache gepocht.

In einem Chemielager der Firma Ruihai Logistik war es am 12. August nach einem Brand zu heftigen Explosionen gekommen, die in einem großen Umkreis Verwüstungen anrichteten. Nach der Katastrophe hatten Ermittler illegale Geschäfte der Betreiber des Lagers aufgedeckt, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet hatte. Sie sollen sich Genehmigungen erkauft und Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten haben. So war das Lager nur 560 Meter von Wohnblocks entfernt, obwohl 1000 Meter vorgeschrieben waren. Laut der Umweltorganisation Greenpeace sollen weitere Firmen die Standards nicht eingehalten haben.