Ein Alptraum beutelt den Extremkletterer. Am nächsten Tag startet er trotzdem zu einem spektakulären Alleingang: Ohne Sicherung durchsteigt er die extrem schwierige Direttissima der Großen Zinne in den Dolomiten. Angst? Ja.

Aber: „Die Angst ist ein steter Begleiter, der sensibel dafür macht, den Gefahren adäquat zu begegnen“, sagt er. „Ich brauche die Angst zum Überleben.“

Er hat Ängste erlebt, die sein Leben blockierten. Über diese Facetten hat Huber ein Buch geschrieben: „Die Angst. Dein bester Freund.“ Er schildert darin, wie er an der Riesenwand zaudert, wieder umkehrt — und doch startet. „Ich bringe mein Leben als Einsatz in das Spiel, und deswegen wird das Erleben so tief und intensiv.“

Alexander und sein älterer Bruder Thomas gehören zu den besten Kletterern weltweit. Die „Huberbuam“ waren an den höchsten Wänden im Karakorum, bestanden in der arktischen Kälte am Mount Asgard auf Baffin Island und durchkletterten berühmte Routen im Yosemite-Park in Rekordzeit.

Alexander schaffte als Erster ungesichert den Grand Capucin im Mont-Blanc-Massiv, der als schwierigster Berg der Alpen gilt. Zu viel Risiko? „Wenn ich nicht immer aus vollstem Herzen überzeugt gewesen wäre, dass das Ganze absolut gut ausgeht, dann hätte ich es nie gemacht.“

Offen schreibt der Diplom-Physiker aus Traunstein über die Leere nach dem Erfolg, Leistungsdruck, Existenzangst, Burnout. „Mit einem Mal habe ich Angst vor der Angst bekommen. Das war der Zeitpunkt, an dem ich professionelle Hilfe gesucht habe.“

Free Solo ist für Huber heute ausgereizt. Nicht wegen der Familie mit Lebensgefährtin und Tochter, sondern weil der 44-Jährige seine Leistungen mit zunehmendem Alter nicht mehr toppen kann. Klettern sei der Sprint, sagt er. Jetzt komme der Ausdauersport, der Marathon: Höhenbergsteigen.