Extremlauf „Braveheartbattle“ für ganz Harte
Münnerstadt (dpa) - Von oben bis unten sind sie mit Schlamm beschmiert. Die Hosen sind zerrissen. Einige bluten, ihre Kleidung ist pitschnass, sie zittern und frieren. Kraftlos, aber auch sehr glücklich laufen mehrere tausend Extremsportler am Samstag im unterfränkischen Münnerstadt über die Ziellinie des kleinen Sportplatzes.
Sie haben 26 Kilometer in den Beinen und meisterten dabei fast 50 fiese Hindernisse. Die Teilnehmer haben einen der schwierigsten Gelände-Hindernisläufe Europas geschafft - den „Braveheartbattle“.
„Es war die Hölle“, sagt der 28-jährige Michael Wiener nach dem Lauf. Er ist gemeinsam mit 21 Freunden angetreten und machte bereits zum zweiten Mal mit. „Die ersten zehn Kilometer waren diesmal härter als der ganze "Braveheartbattle" im letzten Jahr“, sagt er überzeugt. Sein Freund Marcel Späth stimmt zu: „Ich bin im Oktober einen Marathon gelaufen. Aber das hier war viel schlimmer.“ Dennoch laufen sie nicht ohne Stolz zu ihrem Bus. Um den Hals baumelt die Medaille, die jeder Teilnehmer im Ziel bekommt.
Die Strecke führte sie zum Beispiel zweimal über hohe Strohwände. Und während die Läufer beim ersten Durchgang die etwa ein Meter hohen „Stufen“ noch mit Leichtigkeit nahmen, quälen sie sich auf dem Rückweg deutlich erschöpfter über die hohe Hürde. Auch mehrere Schlammgruben kosten enorm viel Kraft und viele rutschen immer wieder auf dem Matsch aus.
„Ich bleib gleich liegen. Ich hab kein Bock mehr“, schreit einer der Teilnehmer verzweifelt, nachdem er im Dreck gelandet war. Die Reaktion des Publikums kommt prompt: „Schmerz vergeht, Stolz bleibt“, antwortet eine Zuschauerin. „Was die hier leisten ist wirklich enorm“, sagte Ronald Zocher aus Thüringen. Er feuert einen Freund an, der den Lauf zum ersten Mal mitmacht.
Die besonders harten Starter laufen nur in Turnschuhen und Badehose oder Schottenrock. Viele entscheiden sich für wärmende Neoprenanzüge. Immerhin müssen sie mehrfach durch eiskaltes Wasser schwimmen, waten oder tauchen. Die Zeit spielt für die meisten dabei kaum eine Rolle. Wer diesen außergewöhnlichen Lauf bis zum Schluss durchhält, hat schon gewonnen und gilt damit als Held, als „Braveheart“.
Nicht wenige geben jedoch bereits vorher erschöpft auf. Einige scheiden verletzungsbedingt aus. Doch richtig schlimme Wunden melden die Veranstalter nicht. Schürfwunden, Erschöpfung, Platz- und Kratzwunden, Muskelkrämpfe: Das sind die Verletzungen, die am meisten behandelt werden mussten. Allerdings gibt es auch ein paar Knochenbrüche. Zu den willensstarken Sportlern, die sich die 26 Kilometer zutrauten, gehörten auch etwa 300 Frauen.
Ausgedacht hat sich den „Rundkurs der Qualen“ Joachim von Hippel. Der ehemalige Elitesoldat ist mittlerweile Chef einer Eventagentur, die unter anderem Journalisten Überlebenstechniken für Kriegs- und Krisengebiete vermittelt. Bereits zum vierten Mal hat er die Extremsportler mit dem „Braveheartbattle“ nach Münnerstadt geholt. Im ersten Jahr waren es noch 600 Starter, mittlerweile sind es 3000. Aus dem kleinen Sportevent ist ein wichtiger Termin für Sportler aus ganz Europa geworden.
„Es gibt derzeit einen Boom bei diesen Läufen. Offenbar treffen wir den Nerv der Zeit. Es macht den Leuten Spaß, gemeinsam etwas zu machen und gleichzeitig Leistungen zu zeigen und gefordert zu werden“, sagt Ursula Schemm vom Organisationsbüro. Mehr als zwei Drittel aller Starter treten als Team an. „Der Teamgeist zeichnet den "Braveheartbattle" aus. Die Läufer gehen sehr fair mit sich und untereinander um“, sagt Schemm. Das sehen auch die Zuschauer. Mehrere tausend Schaulustige feuern die Sportler lautstark an, während die sich gegenseitig über schwierige Hindernisse helfen.