Familienstudie: Traditionelles Rollenmodell auf dem Vormarsch
Deutschlands Paare teilen sich Arbeit und Verantwortung klassisch auf, ändern aber ihre Haltung zu Elternzeit und Erziehung. Konflikte gibt es immer öfter, je länger die Beziehung andauert.
Wuppertal/Düsseldorf. Deutschlands Paare haben eine konservative Vorstellung von Partnerschaft und Rollenverteilung in der Familie. Diesen Schluss legt die aktuelle Vorwerk Familienstudie nahe, die ermittelt hat, dass sich die Rollenbilder deutscher Paare in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert haben.
Noch immer, so die Studie, die das Wuppertaler Familienunternehmen zum neunten Mal gemeinsam mit dem Allensbach-Institut veröffentlicht hat, halten die Deutschen an tendenziell traditionellen Vorstellungen fest.
So kann sich weniger als die Hälfte der Frauen und nur vier von zehn Männern vorstellen, das in einer Partnerschaft der Mann seine Karriere zugunsten der Frau hintenan stellt. 1993, so die Studie, waren 54 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer da noch aufgeschlossener.
Anders sieht es bei der Elternzeit aus. Hier können sich 44 Prozent der Männer und über die Hälfte der Frauen vorstellen, dass auch Männner Elternzeit nehmen und in den ersten Lebensmonaten des Kindes zuhause mithelfen. Noch mehr Zustimmung gibt es dafür, dass Männer ihren Partnerinnen auch mal einen freien Abend ermöglichen. 83 Prozent der Frauen und immerhin drei Viertel der Männer finden das gut. Eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 1993.
Sechs von zehn Eltern mit Kindern unter 16 Jahren klagen darüber, zu wenig Zeit für die Familie zu haben und haben das Gefühl, nicht allen Anforderungen gerecht zu werden. Besonders Mütter, die in Teilzeit arbeiten, sehen hier Defizite. Doch im Vergleich zu den Männern, klagen die Frauen vor allem darüber, neben all der beruflichen und familiären Belastungen nicht mehr genügend Zeit für die eigenen Bedürfnisse zu haben. Aus Vätersicht leiden vor allem Partnerin und Kinder unter der mangelnden Zeit.
Der Zeitfaktor spielt auch eine Rolle in der familiären Arbeitsteilung. Laut Studie ist Hausarbeit noch immer meistens Frauensache. Doch es gibt Hoffnung. Immerhin empfinden 62 Prozent der Frauen, dass der Partner ihre Arbeit wertschätzt. Diese Zahl ließe sich mit mehr Dank und kleinen Aufmerksamkeiten sogar noch steigern, deuten die Umfrageergebnisse an.
Nur rund jeder zweite Befragte hält ein gemeinsames Konto mit dem Partner für eine gute Idee. Im Regelfall haben höchstens Verheiratete ein Partnerkonto. Das liebe Geld sorgt auch immer wieder für Streit. Vier von zehn Paaren gaben an, über die Finanzen gestritten zu haben.
Ja, sie fährt anders als er. Das sagt er ihr aber in der Regel erst, nachdem die erste Verliebtheit abgeklungen ist. Auch wegen der Schwiegereltern, schlechten Angewohnheiten und unterschiedlichen Vorstellungen über Ordnung kracht es in jeder zweiten Beziehung. Je länger die Partnerschaft dauert, desto öfter.