Farbe für den Urlaub - Bunte Koffer sind praktisch

Ulm (dpa/tmn) - Unter 100 schwarzen, grauen und dunkelblauen Koffern fällt der eigene dunkle nur schwer auf, wenn die Bordladung auf dem Gepäckband am Flughafen kreist. Reisende greifen daher immer öfter zum bunten oder gemusterten Modell.

Früher mussten Koffer einfach groß sein: Reinpassen sollte, was für 14 Tage Urlaub nötig ist. Und wenn es nur mal ein Kurztrip sein sollte, wurde auch viel zu viel mitgenommen. Das hat sich geändert, wie Sonja Grau, Modeberaterin aus Ulm, beobachtet hat. „Heute nimmt man so wenig wie eben nötig mit.“ Das liege zum einen daran, dass die Mitnahme von Koffern im Flieger heute häufig extra kostet.

So müssen Koffer vor allem eines sein: klein, aber im Innenleben geräumig und mit zahlreichen Extras ausgestattet, die die Kleidung knitterfrei unterbringen. Grau schätzt extra Kleidernetze, die als Zwischenlage zwei Seiten eines Koffers abtrennen. Darin verstaut sie Blusen, die dort faltenfreier herauskämen. „Praktisch sind auch Schuhtaschen oder Beutel für die dreckige Wäsche.“

Zu den Wünschen an einen Koffer zählt auch seine Wendigkeit: „Alles, was keine vier Rollen hat, geht nicht mehr“, sagt Claudia Schulz vom Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie in Offenbach. Außerdem werde auf eine Tragestange Wert gelegt, die unterschiedlich hoch ausgefahren werden kann und an der auch andere Gepäckstücke wie die Laptoptasche hängen können.

Zugleich sollen Koffer immer leichter sein - zumindest unbeladen. „Es ist von Nachteil, wenn der leere Koffer schon sechs Kilo wiegt“, sagt Schulz mit Blick auf die Gebühren, die manche Fluggesellschaften für den Koffertransport verlangen. Bei Carry-on-Koffern und -taschen, also jenen, die als Handgepäck mit in Flugzeuge genommen werden dürfen, liegt das erlaubte Gesamtgewicht meistens bei acht Kilogramm. Daher sei es für die Branche „momentan das Größte und Wichtigste überhaupt“, den Leichtesten zu bieten, erläutert Oliver Nannen, Mitinhaber und Leiter der Produktentwicklung von Travelite.

Und so preisen die Firmen die Leichtigkeit ihrer Modelle auch besonders an: „Weniger als zwei Flaschen Wasser“ wiege etwa Samsonites Bordmodell der Weichgepäckserie „Litesphere“. Und das Bordmodell „Salsa Air“ von Rimowa mit nur 1,9 Kilogramm bei 34 Litern Fassungsvermögen bezeichnet Brana Tepelidis-Calusic vom Hersteller als „innovative Lösung für Kurzreisende, die Wert auf ein unverwechselbares Auftreten legen“.

Ein leichtes und derzeit äußerst beliebtes Material für Hartschalenkoffer ist Polycarbonat. Es wird jedoch oft hochglänzend verwendet. Darauf sieht man allerdings schnell Kratzer, wie Schulz erläutert. Die Branche habe aber bereits erste matte Alternativen vorgestellt.

Ebenso praktisch ist auch die neue Vielfalt an Farben. „Es ist total verrückt, es geht hin zu knalligen Farben“, sagt Schulz. Der Grund ist einfach: „Zwischen 30 schwarzen Koffern fällt ein bunter gut auf.“ Zwar gibt es auch weiterhin so gut wie alle Modelle in dem gewohnten klassischen Schwarz oder Dunkelblau, aber es tummeln sich auf dem Gepäckband auch auffälligere Töne wie Rot oder leuchtendes Rosa und Neonfarben wie Giftgrün. „Buntes und auffälliges Reisegepäck hebt das modische Gespür und Selbstbewusstsein des Besitzers hervor, der Spaß am Reisen hat“, sagt Brana Tepelidis-Calusic.

Solche Modelle sprächen aber vor allem Urlauber an, sagt Schulz. Und Nannen berichtet, dass bei den Modellen in den höheren Preisklassen, also solchen, die tendenziell Geschäftsreisende kaufen, noch die dezenten Farben Braun, Anthrazit oder Blau neben Schwarz gefragt seien. Zu solchen Kofferfarben rät Grau Geschäftsreisenden auch: „Stilsichere Vielreisende“ achteten darauf, dass ihr Reisegepäck sich nicht mehr der Kleidung beißt.