Isabella Rossellini: Eine eigenwillige Schönheit
Schauspielerin und Model Isabella Rossellini wird 60 — und geht weiter ihren ganz eigenen Weg.
Rom. Sie ist eine wandlungsfähige Schauspielerin, eine eigenwillige Werbe-Ikone und als Fotomodell ein bekanntes Gesicht. Zunächst jedoch ist Isabella Rossellini, eine dunkelhaarige Schönheit mit einer sympathisch-charmanten winzigen Zahnlücke, die Tochter berühmter Eltern: Die schwedische Schauspielerin Ingrid Bergman („Casablanca“) brachte sie in Rom zur Welt, ihr Vater war Italiens Meisterregisseur Roberto Rossellini. Isabella Rossellini fand einen Weg aus dem Schatten ihrer vor Jahrzehnten gestorbenen Eltern, setzte filmische und persönliche Akzente. Am Montag feiert die in New York lebende Künstlerin mit Sinn für das Ausgefallene ihren 60. Geburtstag.
Mit den für sie erfolgreichsten Filmen verbindet die Schauspielerin ihre wohl größte persönliche Enttäuschung. In dem modernen Klassiker und Psycho-Thriller „Blue Velvet“ (1986) des US-Regisseurs David Lynch erregt Rossellini als masochistische Nachtclubsängerin Dorothy Vallens weltweit Aufsehen. Vier Jahre später folgt noch ein wegen seiner Gewaltszenen umstrittenes Lynch-Opus mit ihr in einer eher kleinen Rolle: „Wild at Heart — Die Geschichte von Sailor und Lula“, auf dem Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme geehrt. Um diesen Hollywood-Erfolg herum endet eine längere Beziehung zu dem Regisseur, den sie einmal die größte Liebe ihres Lebens genannt hat.
Aber Isabella Rossellini ist neue Wege gegangen, hat sich nicht unterkriegen lassen. Mit der Mutter verglichen zu werden, das war das eine. Dass der neorealistische Starregisseur und Vater ihr von der Schauspielkarriere abriet, das andere. Sie war auch als Fotomodell äußerst erfolgreich. Und als ihr Model-Vertrag mit dem französischen Kosmetikunternehmen Lancôme nach zwölf Jahren nicht mehr verlängert wird, weil sie „zu alt“ sei, bringt die damals 42-Jährige flugs ihre eigene Kosmetikserie heraus.
Ein, zwei Jahre nach Krisen kommt das Leben zurück, lautet ihre Einstellung. Rossellini, als Scheidungskind vom Kindermädchen betreut, besucht eine Modeschule in Rom und macht sich als TV-Reporterin mit Interviews amerikanischer Film- und Sportstars einen Namen. Eines dieser Interviews führt 1979 zu ihrer ersten Ehe — mit dem Filmemacher Martin Scorsese („Taxi Driver“). Sie hielt etwa vier Jahre und ließ Rossellini später vermuten, er habe sie nur wegen ihrer berühmten Eltern geheiratet.
Was ihr im Leben immer wichtig ist neben der Karriere — die Erziehung ihrer beiden Kinder, Tochter Elettra (geb. 1983) und der 1994 adoptierte Sohn Roberto (geb. 1992). In Spionagethrillern, Liebesdramen, Roadmovies und Katastrophenfilmen zeigt Rossellini in kleinen wie in großen Rollen, wie wandlungsfähig sie ist. In ihren Film- und TV-Rollen ist sie unter anderem als bleiche und schöne Frau eines Mafia-Paten zu sehen, als eine von drei Geliebten Ludwig van Beethovens oder als Joséphine, der ersten Gattin Napoléons. Peter Weir, Abel Ferrara oder Robert Zemecki sind ihre Regisseure.
Sie selbst wagte sich ins Regie-Fach mit einer ebenso originellen wie urkomischen Kurzfilmreihe: „Green Porno“ zeigt sie als Libelle, Wurm oder Fliege verkleidet und stellt in acht Episoden vor, wie Insekten lieben. 2011 leitet sie die Berlinale-Jury.
Mal zweifelt sie in Interviews an ihrem Aussehen, dann wieder wäre sie lieber ein Mann geworden. Oder sie erinnert offen an die Vergänglichkeit ihres Ruhms. Wenn die Schauspielerin auch noch um ihre 60 Jahre herum das Cover der „Vogue Italia“ ziert, halten Style-Kenner fest, sie wirke immer noch viel „natürlicher schön“ als so manch Jüngere.