Fashion Week: Stars, Nachwuchsdesigner und viel Knatsch
New York (dpa) - Das Licht der Fernsehkameras scheint ihr grell ins Gesicht und spiegelt sich in ihren Brillengläsern. Eden Miller strahlt und arbeitet sich durch die Schlange der Reporter.
Vor kurzem war die Jung-Designerin in der Modewelt noch völlig unbekannt, jetzt hat sie auf der New Yorker Fashion Week gerade eine besondere Premiere gefeiert. Erstmals in der fast 70-jährigen Geschichte der Modewoche hat sie Models in farbenfroher Übergrößen-Kleidung über den Laufsteg stolzieren lassen - und wurde dafür ausgiebig gefeiert. „Das ist ein großer Schritt für Übergrößen im Allgemeinen und mich im Besonderen„, sagte Miller, die selbst Größe 50 trägt.
Sie ist eine von zahlreichen Jung-Designerinnen, die ihre Mode auf der Fashion Week in der Millionenmetropole zeigen, wo ihnen ein Maximum an Aufmerksamkeit gewiss ist. Die New Yorker Modewoche, auf der noch bis zum Donnerstag mehr als 90 Designer ihre Kollektionen für Frühjahr und Sommer 2014 vorstellen, ist traditionell ein Schaulaufen von US-Designern - Tommy Hilfiger, Ralph Lauren, Diane von Fürstenberg, Calvin Klein und Marc Jacobs beispielsweise - Stars mit eigenen Kollektionen und eben Nachwuchsdesignern. Internationale Top-Labels machen sich dagegen rar.
Für Nachwuchsdesigner aus aller Welt ist das eine große Chance. „Als Schmuckdesigner bekommt man normalerweise nicht die Gelegenheit, in der Modewelt mitzusprechen“, sagt Katrin Zimmermann. Vor zehn Jahren ist die Schwarzwälderin nach New York gezogen und zeigt nun erstmals ihre Stücke auf der Fashion Week. Die junge deutsche Designerin Brigitte Sievering präsentierte elegante Abendkleider.
Auch unter Stars mit eigenen Kollektionen ist die New Yorker Modewoche beliebt, denn woanders ist es für sie schwieriger, eine Schau zu bekommen. So zeigte beispielsweise das Ex-Spice Girl Victoria Beckham in New York ihre Mode für Frühjahr und Sommer 2014: Übergroße Jacken, Leder und vor allem ganz viel Weiß strahlten mondäne Eleganz aus. „Neue Proportionen zu erkunden hat es mir erlaubt, meine Silhouetten weiterzuentwickeln und ich habe jungenhafte Elemente mit einem Gespür für Weiblichkeit gemischt“, erklärte die Ex-Sängerin und Gattin von Fußball-Star David Beckham.
Aber für die Haute-Couture-Experten ist New York eher das nicht so wirklich ernst genommene Warmlaufen vor den wichtigen Modewochen in Mailand und Paris, die im Anschluss anstehen. New York mache in erster Linie nicht wegen der Mode, sondern wegen der legendären Partys Spaß, heißt es. Und weil die Luxus-Industrie boome, seien die dieses Jahr sogar besonders gut. „Es gibt so viele Events, dass da niemand mehr mitkommt“, schreibt die „New York Times“.
Und die Mode? „Das Problem mit den Schauen in New York ist...“ - so fingen während der Fashion Week fast alle Gespräche an, schreibt „New York Times“-Modekritikerin Cathy Horn und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Veranstalter. Die Mode stehe bei der New Yorker Fashion Week - anders als in Europa - einfach nicht ausreichend im Mittelpunkt, werde nicht ernst genug genommen. Die Veranstaltung mutiere zum von einem deutschen Autobauer gesponserten Party-Werbe-Event.
Die Kritik hängt sich vor allem auch am Veranstaltungsort auf. Das Lincoln Center auf der Upper West Side, wo auch die Metropolitan Oper, Ballett und Konzerthalle beheimatet sind, sieht niemand so richtig als den geeigneten Ort an - zu weit entfernt ist es von dem eigentlichen Mode-Viertel im weiter südlich gelegenen Meatpacking District und zu hineingequetscht wirkt das große Veranstaltungszelt. Derzeit laufen Gespräche über neue Austragungsorte, die der Modewoche vielleicht schon beim nächsten Mal einen Neustart ermöglichen könnten. Denn im Lincoln Center, so beschwerte sich auch Designerin Vera Wang jüngst, werde das nichts mehr. „Die nächste Schau ist dran und sie schmeißen dich hinaus wie einen Hochzeits-Partyservice.“