Feindbild der Corona-Gegner Was über Bill Gates behauptet wird

Berlin · Ein Patent auf das Coronavirus, Mikrochips zur Kontrolle der Menschheit: Allerhand Behauptungen kursieren über den Microsoft-Gründer Bill Gates. Ein Faktencheck.

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Bill Gates setzt sich für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus ein und wird damit zur Zielscheibe einiger Impfgegner und Verschwörungstheoretiker. „Es gibt Leute, die wollen das durch eine politische, nicht durch eine wissenschaftliche Brille betrachten“, sagte der Microsoft-Gründer unlängst in einem CNN-Interview. „Das kann dich zu seltsamen Ansichten führen.“ Seit Jahren kämpft die Bill & Melinda Gates Stiftung für eine bessere Gesundheitsversorgung weltweit. Über den Multimilliardär Gates kursieren viele Behauptungen. Eine Auswahl:

BEHAUPTUNG: Gates will im Kampf gegen den Erreger den Menschen Mikrochips einpflanzen lassen - und so die totale Kontrolle erlangen.

BEWERTUNG: Falsche Zusammenhänge.

FAKTEN: Gates schrieb im März, dass irgendwann „digitale Zertifikate“ Auskunft darüber geben könnten, wer eine Infektion mit dem Coronavirus bereits durchgestanden hat oder - sobald das möglich ist - dagegen geimpft ist. Diese Aussage wurde mit vollkommen anderen Projekten verrührt, die von der Gates-Stiftung unterstützt werden - etwa Forschungen zur digitalen Identifizierung, zu einer Technik, die Impfungen im Infrarotlicht auf der Haut anzeigt, sowie zu Verhütungsmethoden via Mikrochips. Mit dem Coronavirus haben diese aber nichts zu tun.

BEHAUPTUNG: Die Gates-Stiftung hat die Entwicklung des neuen Coronavirus finanziert - inklusive Patent.

BEWERTUNG: Entbehrt jeder Grundlage.

FAKTEN: Der vermeintliche Beweis: das Patent eines von der Stiftung unterstützten Instituts von 2015 mit dem Titel „Coronavirus“. Dabei geht es aber nicht um Sars-CoV-2, sondern um die Impfstoffentwicklung gegen ein Geflügelvirus aus der Gruppe der Coronaviren. In der Immunologie ist es üblich, dass Forscher das Erbgut von Erregern verändern, um sie weniger gefährlich zu machen. Diese eignen sich dann zur Herstellung von Impfstoffen. Zudem halten Wissenschaftler eine Entwicklung des neuen Coronavirus im Labor für nicht plausibel.

BEHAUPTUNG: Gates hat seine eigenen Kinder nicht impfen lassen.

BEWERTUNG: Abstruse Quelle.

FAKTEN: Gates vermeintlicher früherer Arzt soll das in den 1990ern auf einem Symposium in Seattle erzählt haben. Es werden weder der Name des Symposiums noch der des Arztes genannt. Wer diese unbelegte These zuerst in die Welt brachte, ist nicht mehr nachvollziehbar.

BEHAUPTUNG: Bill Gates will an den Impfungen verdienen.

BEWERTUNG: Zitat aus dem Zusammenhang gerissen.

FAKTEN: Als ein Beleg für die These, Gates wolle an Krankheiten und Impfungen Geld verdienen, zitieren seine Kritiker häufig einen seiner Sätze vom 24. März 2020: „Wir wollen nicht, dass es viele Genesene gibt“, hat er damals gesagt. Dabei schiebt er sofort im folgenden Satz hinterher: „Um es klar zu sagen: Wir versuchen, durch den Shutdown in den USA die Zahl der Infizierten unter dem Wert von einem Prozent der Bevölkerung zu halten.“ Gates betont, seiner Ansicht nach sei es sinnvoller, dass sich die Menschen gar nicht erst infizieren.

BEHAUPTUNG: Gates will durch Impfungen die Zahl der Menschen auf der Erde dezimieren.

BEWERTUNG: Falsch. Gates verweist lediglich auf einen statistischen Zusammenhang zwischen Sterblichkeitsrate und Bevölkerungswachstum.

FAKTEN: Ein Gates-Auftritt im Jahr 2010 soll beweisen, dass er mit Impfungen die Weltbevölkerung reduzieren wolle. „Auf der Welt gibt es heute 6,8 Milliarden Menschen - die Tendenz geht Richtung neun Milliarden“, sagte er damals. „Wenn wir jetzt wirklich gute Arbeit bei neuen Impfstoffen, im Gesundheitswesen und in der Reproduktionsmedizin leisten, könnten wir dies um vielleicht 10 oder 15 Prozent senken.“ Mehrmals erläuterte er den Hintergrund der Aussage: Seiner Ansicht nach besteht ein Zusammenhang zwischen Impfungen, Sterblichkeitsrate und Bevölkerungswachstum. Weltweit bekommen viele Eltern heutzutage eine hohe Anzahl an Kindern, um im Alter unterstützt zu werden - im Wissen, dass ein Teil früh stirbt. Wenn aber mehr Kinder bis ins Erwachsenenalter überlebten, könnten Eltern ihre Altersvorsorge auch ohne viel Nachwuchs absichern.

(dpa)