Spitzturm und Dach eingestürzt Feuer in Pariser Kathedrale Notre-Dame - „Haupttürme gerettet“

Paris · In der Kathedrale Notre-Dame in Paris ist am Montagabend ein Feuer ausgebrochen. Eine dichte Wolke gelblichen Rauchs schraubte sich in den Himmel. Der Brand ist noch nicht unter Kontrolle. Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer.

Die berühmte Pariser Kathredale Notre-Dame steht in Flammen.

Foto: dpa/Thibault Camus

Die weltberühmte Kathedrale Notre-Dame in Paris steht in Flammen. Eine dichte Rauchwolke schraubte sich in den Himmel. Nach Angaben eines AFP-Journalisten schlugen riesige Flammen am Montagabend aus dem Dach der gotischen Kirche, die Turmspitze brach komplett in sich zusammen. Der Brandgeruch sei kilometerweit zu riechen, erzählte ein Reporter dem Sender N24.

Im Kampf gegen verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame hat sich die Feuerwehr im Laufe des Abends zuerst skeptisch gezeigt. Man sei sich „nicht sicher“, ob die Ausbreitung des Feuers aufgehalten werden könne. Das sagte ein Sprecher der Feuerwehr dem TV-Sender BFM und anderen Medien am Montagabend auf die Frage, ob die weltberühmte Kathedrale noch zu retten sei. Es seien rund 400 Feuerwehrleute im Einsatz. „Die nächsten eineinhalb Stunden sind entscheidend“, sagte der Sprecher. Über dem historischen Bauwerk loderten am späten Abend immer noch hohe Flammen.

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Foto: dpa/Julien Mattia

Später um 23.00 Uhr gab Leiter der Einsatzkräfte, Jean-Claude Gallet Anlass zur Hoffnung. „Die Haupttürme sind gerettet“, die gotische Kirche könne "in ihrer Gesamtheit erhalten" werden, sagte er am Montagabend in Paris. Die Ausbreitung des Feuers innerhalb des Gebäudes konnte eingedämmt werden. Zwei Drittel des Dachstuhls seien aber unrettbar zerstört.

"Die Intensität des Feuers hat nachgelassen", sagte der französische Innenstaatsekretär Laurent Nuñez. Die Gefahr eines Einsturzes des nördlichen Glockenturms ist nach seinen Angaben vorerst gebannt. Angesichts des Ausmaßes der Flammen rief er aber dazu auf, "extrem vorsichtig" zu bleiben. Bei der Bekämpfung des Brandes wurde ein Feuerwehr verletzt.

Seine-Insel evakuiert

Ein Teil der Seine-Insel, auf der die Kathedrale steht, wird seit 19.30 Uhr evakuiert. Präsident Emmanuel Macron und Premierminister Edouard Philippe haben sich zur Kathedrale begeben. Frankreichs Premierminister rief den nationalen Notstand aus, was bedeutet, das die maximale Zahl an Einsatzkräften hinzugezogen wird.

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Foto: dpa/Thibault Camus

Macron hat sich entschlossen über den Kampf gegen die Flammen in der Pariser Kathedrale Notre-Dame geäußert. „Unsere Traurigkeit ist unbeschreiblich, aber wir kämpfen immer noch.

An diesem Abend kämpfen die Feuerwehrleute heldenhaft gegen das Feuer“, schrieb Édouard Philippe am Montagabend auf Twitter.

"Alles brennt", sagte der Sprecher von Notre Dame, André Finot am frühen Abend. "Von dem Dachstuhl, der zu einem Teil aus dem 19. Jahrhundert und zum anderen Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt, wird nichts übrig bleiben". Ob die Flammen auch das Gewölbe erreichen werden, das die Kathedrale schützt, sei noch unklar. Die gesamte Einrichtung sei wohl verloren, sagte der Sprecher der Kathredale.

Löschwagen aus ganz Paris rasten zur Isle de la Cité, der Insel inmitten der Seine, auf der Notre-Dame steht. Die Feuerwehr rief die Einwohner auf, die Gegend zu meiden und den "Rettungsfahrzeugen Platz zu machen". Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einem "furchtbaren Brand". Auch sie rief die Menschen über Twitter auf, die Sicherheitsabsperrungen zu respektieren.

Ungeachtet dessen bildeten sich an den Quais und auf den Brücken große Zuschauermengen. Viele machten Fotos mit ihren Handys.

Brand startete womöglich im Dachstuhl

Der Feuerwehr und dem Sprecher zufolge brach der Brand gegen 18.50 Uhr auf dem Dachboden der Kathedrale aus und breitete sich rasend schnell aus. Die Fassade der Kirche wird zur Zeit aufwändig gereinigt. Der Brand könnte nach Einschätzung der Feuerwehr mit den Arbeiten zusammenhängen. Der Brand schien von den Baugerüsten auszugehen, die auf dem Dach installiert waren.

Macron schrieb auf Twitter, er teile die "Gefühle einer ganzen Nation". Seine für 20.00 Uhr geplante Fernsehansprache als Antwort auf die Proteste der "Gelbwesten" verschob der Präsident, wie sein Büro mitteilte. Darin wollte er politische Maßnahmen nach der "großen nationale Debatte" ankündigen, die die Regierung von Mitte Januar bis Mitte März organisiert hatte.

US-Präsident Donald Trump erklärte auf Twitter, es sei "schrecklich", dem "massiven Brand" zuzusehen. Jetzt müsse rasch gehandelt werden, erklärte er weiter und riet, Löschflugzeuge einzusetzen.

Die Kathredale Notre Dame liegt im Herzen von Paris.

Foto: dpa-infografik/dpa-infografik GmbH

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) twitterte, "die brennende Notre Dame trifft auch uns ins Herz". Er hoffe gemeinsam mit den Einsatzkräften und "unseren französischen Freundinnen und Freunden", dass "keine Menschen zu Schaden kommen". Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, es tue "weh, diese schrecklichen Bilder" der brennenden Kathedrale zu sehen. Notre Dame sei ein Symbol Frankreichs und der europäischen Kultur.

Beliebteste Sehenswürdigkeit in Paris

Der Grundstein für den Sakralbau im Herzen von Paris wurde im Jahr 1163 unter Bischof Maurice de Sully gelegt. Fast 200 Jahre dauerte die Fertigstellung des Gotteshauses, das später mehrfach geplündert und verwüstet wurde. Nach der Französischen Revolution rettete die Restaurierung unter Architekt Eugène Viollet-le-Duc das Monument vor dem Verfall. Berühmt wurde die Kathedrale vor allem durch den Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" des Schriftstellers Victor Hugo.

Die Ausmaße des Bauwerks mit seinen 128 Metern Länge und seinen 69 Meter hohen Türmen beeindrucken die Menschen noch heute. Nach wie vor werden Gottesdienste in der Kathedrale gefeiert, die sich im französischen Staatsbesitz befindet. Hochzeiten, Taufen und Trauergottesdienste finden dort allerdings nicht mehr statt.

(afp/red/dpa)