Filmreif: Fünf Straftäter flüchten aus Maßregelvollzug
Zeven (dpa) - Filmreife Flucht von fünf Straftätern aus dem Maßregelvollzug in Niedersachsen: Die jungen Männer überwältigten am frühen Montagmorgen drei Mitarbeiter der Einrichtung im Zevener Stadtteil Brauel.
Sie nahmen ihnen die Schlüssel ab und flüchteten durch ein Tor auf der Rückseite. Die Polizei im Kreis Rotenburg suchte mit Hunden und einem Hubschrauber nach den drogenabhängigen 22- bis 28-Jährigen - bislang ohne Erfolg.
Erst im vergangenen Jahr hatte das Sozialministerium nach mehreren Ausbrüchen die Sicherheitsvorkehrungen für den Maßregelvollzug in Niedersachsen erhöht. In Brauel wurde der innere Zaun erhöht und der äußere mit einem Alarm ausgerüstet. Die Anstalt liegt im Wald, etwas abseits der Straße. Möglicherweise sind die fünf Männer erst zu Fuß und dann mit einem Auto weitergeflüchtet. „Wir wissen, wo sie lang gegangen sind, aber irgendwo verliert sich die Spur“, sagte Polizeisprecher Heiner van der Werp.
Einer der Vollzugsangestellten wurde bei dem Ausbruch verletzt und kam vorrübergehend ins Krankenhaus. „Die Mitarbeiter sind geschockt“, sagte Vollzugsleiter Harald Schmidt. „Sowas hatten wir zum letzten Mal vor 18 Jahren.“
Ob die fünf Männer die Flucht gemeinsam geplant haben, ist unklar. Nach Angaben von Schmidt waren sie erst kurze Zeit zusammen auf der geschlossenen Station untergebracht. Die dort untergebrachten Straftäter haben zwar keinen Freigang, aber auch ihre Zimmertüren stehen jederzeit offen.
Rund 1300 Straftäter sind nach Ministeriumsangaben zurzeit in den zehn niedersächsischen Maßregelvollzugseinrichtungen untergebracht. Dabei handelt es sich um psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter, die eingeschränkt oder gar nicht schuldfähig sind - und deshalb nicht ins Gefängnis kommen.
Das Ziel ist, sie zu therapieren und die Bevölkerung vor ihnen zu schützen. Doch immer wieder kommt es vor, dass Straftäter aus dem Maßregelvollzug flüchten. In diesem Jahr waren es zusammen mit denen aus Brauel 14, im vergangenen Jahr 16.
Weswegen die fünf aus Brauel ausgebrochenen Männer verurteilt worden sind, wollte Vollzugsleiter Schmidt nicht sagen. Es handele sich aber nicht um Tötungs- oder Sexualdelikte. Das Ministerium prüft jetzt, wie es ihnen gelingen konnte, die drei Mitarbeiter zu überbewältigen und wie ein solcher Vorfall in Zukunft verhindert werden kann. „Ausbrüche kann man zu 100 Prozent nie ausschließen“, sagte Sprecherin Heinke Traeger. „Wir können aber dafür sorgen, dass es schwerer wird.“