Florence Welch: Karl Lagerfelds neue Muse
Florence Welch hat ihr zweites Album „Ceremonials“ veröffentlicht. Kritiker sind begeistert, sie bleibt ganz entspannt.
Berlin. In Großbritannien ist Florence Welch bereits ein Star. Dem Bild der attraktiven Rothaarigen auf Plakatwänden, auf Zeitschriftentiteln oder in Fernsehbeiträgen kann in diesem Herbst niemand entrinnen. Der Grund für den Hype: die zweite Platte ihres Projekts Florence And The Machine, Nachfolger des bei Kritik und Kundschaft sensationell erfolgreichen Debüts „Lungs“ von 2009.
Das Ende Oktober veröffentlichte „Ceremonials“ ist erneut ein Modern-Pop-Album aus dem Bilderbuch — Pop in Großbuchstaben, am Reißbrett produziert ohne Sparzwänge oder sonstige Bescheidenheit. Alles hat Cinemascope-Ausmaß an diesem auf Welterfolg getrimmten Werk. Ob großformatig letztlich auch großartig bedeutet — Geschmackssache. Hierzulande stieg die Platte jetzt auf Platz elf der Charts ein.
„Ceremonials“ entstand in den legendären Londoner Abbey Road Studios, an den Reglern saß Top-Produzent Paul Epworth. Welch und Epworth — eine Verbindung, die passt. Wenn die 25-jährige Londonerin in „Lover To Lover“ zu donnerndem Schlagzeug so gewaltig loslegt wie eine Gospel-Queen, ist Gänsehaut programmiert. Der kommerzielle Triumph des Albums dürfte nicht nur deshalb außer Frage stehen.
Mehr als zwei Millionen Mal verkaufte sich bereits das Florence-Debüt „Lungs“, es wurde mit Brit Award und Mercury Prize ausgezeichnet. Und Florence Welch tut nun einiges, um an den Erfolg des Debüt-Albums anzuknüpfen: viele Interviews, Promotion-Termine, Fotosessions, Stress und Jetlag.
Mittlerweile ist die Sängerin nicht mehr ausschließlich mit Musik beschäftigt. Erst kürzlich trat sie für Star-Designer Karl Lagerfeld bei seiner Show auf. Mitten auf der Bühne öffnete sich eine übergroße weiße Muschel. Darin stand Florence Welch in einem silbernen Kleid.
„Ja, es war absolut unwirklich. Ich saß in dieser Art Muschel, überall Techno-Musik und Wagner um mich herum, und ich dachte nur: Mein Leben ist komisch.“ Komisch, aber erfolgreich. Welch wird bereits als Lagerfelds neue Muse gehandelt. Für „Ceremonials“ hat der Designer im Gegenzug sogar das Cover gestaltet und die Sängerin gestylt. Nun wird die Britin zur Stilikone erhoben.
Dennoch fühlt sie sich nicht unter Erfolgsdruck gesetzt. „Ich weiß gar nicht, ob ich solch einen Druck gespürt habe. Der Druck beim ersten Album war extrem groß, es war eine Feuertaufe. Aber dieses Mal hatte ich eine klarere Idee, was ich mit wem, wann, wie, wo machen will. Das war viel einfacher.“
Mit dem zweiten Artpop-Großwerk von Florence And The Machine werden wohl die meisten ihrer Fans wieder glücklich werden. Äußerst wichtig ist der Künstlerin darüber hinaus ein ganz bestimmtes Urteil: „Mein Vater ist ziemlich an meiner Musik interessiert, aber er ist einer meiner größten Kritiker — wie die meisten Väter. Er unterstützt mich, aber er versucht, mich auf dem Boden zu halten.“