Fluchttüren und Plakate: Bundesagentur verbessert nach Jobcenter-Attacke Sicherheitskonzept
Nürnberg/Neuss (dpa) - Die tödliche Messerattacke von Neuss hatte bundesweit viele Jobcenter-Mitarbeiter aufgerüttelt und verunsichert. Mit einem verbesserten Sicherheitskonzept will die Bundesagentur für Arbeit (BA) daher solche Übergriffe auf Vermittler und Sachbearbeiter künftig verhindern.
Dazu gehört nach Angaben der Bundesagentur unter anderem eine Weiterentwicklung des IT-gestützten Notrufsystems. „Mitarbeiter sollen so unkomplizierter direkt von ihrem Arbeitsplatz in einer Gefährdungssituation Hilfe herbeirufen können“, erläuterte BA-Sprecherin Anja Huth am Mittwoch zum Prozessbeginn in Düsseldorf.
In vielen Jobcentern seien Arbeitsplätze zudem so umgestaltet worden, dass Mitarbeiter etwa mit dem Rücken zu einer Fluchttür sitzen. Wo solche Türen fehlten, würden sie derzeit nachträglich eingebaut. „Das ist vielen Jobcenter-Mitarbeitern ganz wichtig gewesen: Dass sie das sichere Gefühl haben, im Notfall schnell Hilfe zu bekommen“, erläuterte die BA-Sprecherin. Mittels einer Checkliste seien Mitarbeiter beispielsweise auch dafür sensibilisiert worden, auf ihrem Schreibtisch nicht offen eine Schere liegen zu lassen.
Große Hoffnung setzt die an der Entwicklung des Sicherheitskonzepts beteiligten Arbeitsgruppe auch auf Plakate in den Jobcentern, die sichtbar für gegenseitigen Respekt werben. In den meisten Jobcentern solle zudem eine öffentlich ausgehängte Grundsatzerklärung „Jobcenter gegen Gewalt“ auch klarmachen, das dort keine Gewalt geduldet und Gewaltausübung für jeden Täter Konsequenzen haben werde.
Der Einsatz von Sicherheitskräften in Brennpunkt-Jobcentern wie Frankfurt/Main, Berlin oder Köln soll dagegen nicht verstärkt werden. „Das beste Mittel gegen Gewalt ist Kommunikation“, betonte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt am Mittwoch. „Deswegen investieren wir auch viel in die Beratungskompetenz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Schwerpunkt unserer Arbeit ist und bleibt das persönliche Gespräch mit den Menschen, die Hilfe und Rat suchen. Sicherheitsschleusen etwa seien da keine Lösung. „Sie stellen jeden, der das Jobcenter betritt unter Generalverdacht. Ich möchte Jobcenter nicht zu Hochsicherheitstrakten machen, sie müssen offene Häuser bleiben. Was wir brauchen ist gegenseitiges Vertrauen und Respekt“, fügte Alt hinzu.