Flüssigkeitsverbot: Spenden aus dem Handgepäck
Allein am Flughafen Düsseldorf werden pro Monat 20 Tonnen an Flüssigkeiten konfisziert — und weiter verschenkt.
Düsseldorf. Schlange stehen am Flughafen: Die Hürde Handgepäck ist Reisealltag — und manchmal ärgerlich. Alles, was die 100 Milliliter übersteigt, bleibt aus Sicherheitsgründen am Boden. Die EU schreibt seit 2006 vor, was nicht mit ins Flugzeug darf. Dennoch werden immer noch Unmengen an Flüssigkeiten aussortiert. Allein in Düsseldorf sind es pro Monat 20 Tonnen. Aber was passiert mit den Getränken, Shampoos, Cremes und Nutellagläsern? „Alles, was noch original verpackt und unbedenklich ist, spenden wir an die Jugendberufshilfe“, sagt Flughafensprecher Christian Hinkel.
Im Sommer erhält die Düsseldorfer Einrichtung monatlich bis zu sechs Tonnen. „Wir gehen mit den Sachen bewusst um, kontrollieren und sortieren sie. Dann verteilen wir sie weiter“, sagt Einrichtungsleiter Jürgen Gocht. „Ich habe in den vergangenen drei Jahren 10 000 Nutellagläser gesehen — so viele wie sonst wohl nur der Hersteller.“
Gocht betont, dass rund 30 Einrichtungen aus der Region von den Spenden profitieren — darunter das Frauenhaus und die Tafel in Düsseldorf sowie der Duisburger Kinder- und Jugendtisch Immersatt. „Es sind die richtigen Empfänger.“ Das Jugendamt führe eine detaillierte Liste, der Bedarf sei groß.
Am Flughafen Köln-Bonn landet Aussortiertes dagegen in der Mülltonne. „Wir können nicht gewährleisten, dass das drin ist, was draufsteht“, sagt Sprecher Walter Römer. In Düsseldorf wurden die juristischen Fragen zwischen Jugendberufshilfe, Flughafen und Stadt geklärt. Das Ergebnis ist laut Gocht ein dreistufiges Kontrollsystem: erst der Flughafen, dann die Einrichtung, dann die Empfänger. Eine Praxis, die sich bewährt hat.
Gleiches gilt laut Fraport AG für das Modell am Frankfurter Flughafen. Dort werden im Sommer monatlich bis zu 77 Tonnen Flüssigkeiten aussortiert. „Der Passagier kann entscheiden, ob er sie spenden oder wegwerfen möchte“, sagt Sprecher Christopher Holschier. Empfänger der Spenden sind Suppenküchen.
Doch nicht nur Flüssigkeiten in zu großen Verpackungen müssen am Boden bleiben — gefährliche Gegenstände ebenfalls wie Taschenmesser mit einer Klinge, die länger ist als sechs Zentimeter. Wer sich davon nicht trennen will, kann sie bis zur Rückkehr gegen eine Gebühr am Flughafen einlagern (siehe Kasten).