Flugverkehr in Europa entspannt sich

Berlin (dpa) - Kurz vor Heiligabend können Hunderttausende Reisende nach tagelangem Wetterchaos auf ein Weihnachtsfest im Kreis der Familie hoffen: Auf Deutschlands wichtigstem Flughafen in Frankfurt entspannte sich die Lage, die Bahn startete mit etlichen Sonderzügen in den Weihnachtsverkehr.

Nach wie vor gibt es aber Verspätungen und auch einige Zugausfälle. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) räumte jahrelange Versäumnisse bei der Bahn ein.

Die Kritik von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas wollten sich die deutschen Flughäfen nicht gefallen lassen. Er hatte von einer angeblich mangelnden Vorbereitung auf den Winter gesprochen und ihnen die Schuld an den massiven Ausfällen gegeben. Die EU-Kommission bestellte die Flughafen-Chefs zum Rapport ein, allerdings frühestens im Januar.

Der Chef des Londoner Flughafenbetreibers BAA verzichtete wegen der Winterturbulenzen auf seine Jahresprämie. Auf Europas größtem Airport London-Heathrow war ebenfalls ein Ende des Ausnahmezustands in Sicht.

Auf den Straßen bleibt es vielerorts gefährlich: Es droht Blitzeis, da eine Regenfront heranzieht. Am Donnerstag startet die erste große Reisewelle zu Weihnachten, wie der ADAC warnte. In neun Bundesländern beginnen die Weihnachtsferien. In einigen Städten und Gemeinden ist Streusalz knapp.

Bis zum Nachmittag waren in Frankfurt noch 75 von 1300 geplanten Flügen annulliert worden. Die Start- und Landebahnen waren komplett vom Schnee freigeräumt. „Es ist schon fast wieder Normalbetrieb“, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport. Es gab aber noch Verspätungen. Die 3500 gestrandeten Passagiere sollten zusätzlich zum normalen Fluggastaufkommen in den Maschinen untergebracht werden. Auch in Düsseldorf und Hamburg entspannte sich die Lage. In München, Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld fielen noch einige Verbindungen aus.

Die europäische Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol in Brüssel teilte auf dpa-Anfrage mit: „Der Verkehr wird schrittweise wieder auf das übliche Niveau mit 25 000 Flugbewegungen zurückkommen.“

London-Heathrow wickelte bis zum frühen Mittwochabend rund 70 Prozent des Normalbetriebs ab. Tausende Passagiere warteten aber noch in den Terminals. Erst am Dienstagabend war die knapp vier Tage geschlossene zweite Landebahn wieder geöffnet worden. Auch in Paris normalisierte sich die Lage weitgehend.

Mit etlichen Sonderzügen startete die Deutsche Bahn in den weihnachtlichen Reiseverkehr. Wegen der großen Nachfrage wurden die Hauptrouten mit Intercitys verstärkt und dafür Nebenstrecken ausgedünnt. Bis Mittwoch kommender Woche will die Bahn auf den Nord- Süd-Verbindungen bis zu acht zusätzliche Intercitys fahren lassen, auf der Ost-West-Trasse sollen es 16 Extra-Züge sein.

Wer sich in diesen Tagen statt auf Bahn und Flugzeug auf das eigene Auto verlassen will, muss kurz Geduld aufbringen. Der ADAC erwartet für Donnerstag und den ersten Weihnachtstag das stärkste Verkehrsaufkommen. In einigen Regionen gab es am Mittwoch erste Warnungen vor gefährlichem Blitzeis. Eisregen machte in weiten Teilen Thüringens vor allem Fußgängern zu schaffen. Auch Sachsen war von der gefährlichen Glätte betroffen - nach Angaben des ADAC ebenso Niedersachsen.

Der weltweit größte Salzhersteller K+S aus Kassel wies Vorwürfe zurück, Kommunen würden bei der Bestellung von Streusalz abgezockt. In den Lieferverträgen seien unter anderem Maximalabgabemengen vereinbart, sagte am Mittwoch Unternehmenssprecher Michael Wudonig der Nachrichtenagentur dpa. Für diese Mengen seien die Preise meist schon im Spätsommer oder Herbst festgelegt worden. Das Unternehmen reagierte auf Berichte, wonach Zwischenhändler oder Unternehmen aus dem Ausland bei Kommunen bisweilen überhöhte Preise verlangten.

Eine „Weiße Weihnacht“ ist in ganz Deutschland gesichert. Das sagte die Meteorologin Dorothea Paetzold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) voraus. Heiligabend schneit es demnach zeitweise aus dichten Wolken - im Mittelgebirge und am Alpenrand stellenweise sehr ergiebig. Nach Nordwesten hin fallen nur wenige Flocken.