Forscher entwickeln den fürsorglichen Roboter
„Flobi“ lernt in einer Laborwohnung den Alltag kennen. Später soll er mal unverzichtbar für Hilfsbedürftige sein.
Bielefeld. Noch zwei Jahrzehnte könnte es dauern, bis der Roboter ein nützlicher, robuster und selbstverständlicher Helfer im Alltag sein wird, schätzt Helge Ritter, Professor der Universität Bielefeld. Neben ihm steht ein etwas unförmiger Roboter auf Rädern und hält einen Apfel. Das ist noch nicht sehr beeindruckend. Wenn die Forscher aber mit ihm fertig sind, soll er ein unverzichtbarer Helfer sein.
Bis 2017 stehen den Forschern des Exzellenzclusters Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) dafür 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. Der von einer US-Firma hergestellte Roboter „Meka Mobile Manipulator M1“ kostet allein 290 000 Euro und ist das Herzstück des Projekts. Er trat am Dienstag seinen Dienst in der Laborwohnung des CITEC an.
In den kommenden Monaten werden Techniker das Appartement mit Sensoren, Kameras und Mikrofonen ausstatten. Der Roboter ist wiederum mit dem Steuerungssystem der Wohnung vernetzt. Sensoren sollen auch im Fußboden der Wohnung angebracht werden, um etwa einen am Boden liegenden Menschen zu erkennen und Hilfe zu rufen. Die Forschung zielt auch darauf, älteren Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Hier eröffnet sich vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ein weites Einsatzfeld: immer mehr alte, pflegebedürftige Menschen, zugleich ein sich rasch verschärfender Mangel an Pflegekräften.
Die Bielefelder Forscher haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, einen lernenden und flexibel reagierenden Roboter zu entwickeln. „Einzigartig an unserem intelligenten Appartement ist, dass es anhand von Alltagssituationen trainiert wird“, sagt Projektleiterin Britta Wrede. In der 60 Quadratmeter großen Laborwohnung wird zwar niemand wohnen. Hier sollen sich aber Studenten und Forscherteams zu Besprechungen treffen, Besucher empfangen werden. Die Wohnung und der Butler sollen dann selbst erkennen, was zu tun ist: Getränke reichen, so viele Stühle bereitstellen, wie Besucher da sind, die Heizung runterregeln, lauter sprechen.
Der Roboter lernt Deutsch. Daran arbeiten Logopäden mit. Er soll Emotionen ausdrücken und verstehen können. Psychologen sollen ihm das beibringen. So könnte er, wenn er einen Befehl nicht verstanden hat, einen fragenden Gesichtsausdruck aufsetzen. „Der Gesichtsausdruck ist sehr wichtig“, sagt Wrede. Für ihren Kollegen Ritter hat die Technologie ein ungeheures Potenzial: „Irgendwann werden wir uns entscheiden müssen: Zweitwagen oder Roboter-Butler?“