„Forstrock“ gegen Rechts in Jamel

Jamel (dpa) - Das Dörfchen Jamel in Mecklenburg-Vorpommern ist seit Freitag wieder Schauplatz des Musikfestivals für Demokratie und Toleranz „Jamel rockt den Förster“. Initiatoren sind Birgit und Horst Lohmeyer.

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Das Künstlerpaar, das von Hamburg in das Dorf bei Wismar gezogen war, sieht sich seit Jahren Anfeindungen durch dort lebende Neonazis ausgesetzt. Das Festival entstand als Reaktion auf Versuche, die Eheleute aus dem knapp 40 Einwohner zählenden Ort zu vertreiben.

Das zuvor eher lokale „Forstrock“-Fest war im Vorjahr durch die überraschende Teilnahme der Toten Hosen bundesweit bekannt geworden. Die Band mit Frontmann Campino hatte sich spontan zu einem Auftritt entschlossen, nachdem sie von einem Brandanschlag auf die Scheune des Forsthofs im August vergangenen Jahres erfahren hatte.

In diesem Jahr zogen vor allem der Sänger und Schlagzeuger Bela B. von den Ärzten sowie die Band Fettes Brot viele Gäste an. Die 1200 Karten für die Eröffnungsveranstaltung am Freitagabend waren nach Angaben der Veranstalter schon seit längerem vergriffen.

Kurz vor Mitternacht traten überraschend Die Ärzte komplett als Band auf der Bühne am Forsthof auf. In Hörweite der Häuser der Rechtsextremisten sangen sie ihren Hit „Schrei nach Liebe“. In dem Song von 1993, der 2015 im Zuge einer Anti-Nazi-Aktion eines Musiklehrers zum Nr.1-Hit geworden war, wird das Leben eines jugendlichen Neonazis beschrieben und ein Zeichen gegen Fremdenhass und Gewalt gesetzt.

Für Samstag sind unter anderem Wolf Maahn mit Band, die Rapperin Sookee und die Tequila & the Sunrise Gang angekündigt.

Birgit und Horst Lohmeyer sind für ihr Engagement bereits mehrfach geehrt worden. Neben Musikern unterstützen auch Politiker mit ihrer Teilnahme die Bestrebungen gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz.

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) als Schirmherrinn des Festivals hat ihre Teilnahme für Samstag angekündigt. Dann will auch Grünen-Politikerin Claudia Roth die Konzerte besuchen.