Frankreich im Deutschfieber
Vier Gründe, warum die deutsche Sprache „en vogue“ ist: Kino, Merkel, die Fußball-WM 2006 und Tokio Hotel.
<strong>Paris. Bei "Lola rennt" war der französische Verleih noch vorsichtig, ließ zum Filmstart in Frankreich lieber diskret unter den Tisch fallen, dass der preisgekrönte Spielfilm ausgerechnet aus Deutschland kam. Deutsche Filme in Frankreich galten als kopflastig und schwermütig, waren garantierte Flops an den Kinokassen. Das hat sich geändert. "Goodbye, Lenin", "Der Untergang" Hitlers in der Version von Bernd Eichinger, vor allem aber "Das Leben der Anderen" haben im Filmland Frankreich Besucherrekorde gebrochen. Dass der Film mit Ulrich Mühe in der Hauptrolle nicht synchronisiert war und die Kinogänger französische Untertitel lesen mussten, hat niemanden gestört. Das ist bemerkenswert in einem Land, das Deutsch eigentlich seit jeher als harte, das Gehör strapazierende, unmelodiöse Sprache empfindet. Deutsch ist plötzlich "en vogue" jenseits des Rheins. Das Pariser Goethe-Institut wird überrannt von jungen Französinnen, die sich die Texte der Magdeburger Jungs von "Tokio Hotel" übersetzen lassen. Binnen Stunden waren alle Karten für die Oktober-Konzerte von Bill und Co. ausverkauft.
Deutsch-Lehrer schöpfen wieder Hoffnung
Das neue Tokio-Hotel-Album "Zimmer 483" schoss unmittelbar nach seinem Erscheinen auf Platz zwei der meistverkauften CDs - nie zuvor hatte eine deutsche Band, die auch noch auf Deutsch singt, einen derartigen Erfolg in Frankreich.
Deutsch-Lehrer in Frankreich, die bislang noch ihren Schülern hinterherlaufen mussten, schöpfen wieder Hoffnung. "Tokio Hotel hat mir Lust gemacht, im nächsten Schuljahr Deutsch zu wählen", sagt Victoire, die in die 10. Klasse wechselt. Ihre Freundinnen hat ebenfalls das "Deutschfieber" gepackt.