Frauen-Entführer von Cleveland erhängt in Zelle gefunden

Washington (dpa) - Das Verbrechen ließ Amerika fassungslos zurück: Ein Schulbusfahrer fängt drei Frauen und Mädchen von der Straße weg - und hält sie bis zu elf Jahre lang gefangen. Jetzt wurde er erhängt in seiner Zelle gefunden.

Doch der Tod wirft Fragen auf.

Der 53-jährige Ariel Castro wurde nach Angaben der Gefängnisverwaltung erhängt in seiner Zelle gefunden. Castro war vor knapp fünf Wochen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er war Anfang Mai gefasst worden, nachdem sich eine der Frauen aus seinem Haus befreit und die Polizei alarmiert hatte. Zwei weitere Frauen sowie eine vom Vergewaltiger gezeugte Tochter konnten ebenfalls gerettet werden.

Dem Fernsehsender CNN zufolge wurde Castro hängend in seiner Zelle gefunden. Reanimierungsversuche seien erfolglos geblieben, eineinhalb Stunden später sei der 53-Jährige in einem Krankenhaus für tot erklärt worden. Dem Sender zufolge wurde die Familie erst gute zwei Stunden später informiert - da sei es schon in den Medien gewesen. Die Familie sei aufgebracht, sagte Schwager Juan Alicea.

„Ich habe geweint, aus mehreren Gründen“, sagte Castros Cousin Castro Montes dem Fernsehsender. „Mein erster Gedanke war, ob die Mädchen es wohl schon wüssten. Ich spreche von den Opfern. Ich habe mich sofort gefragt, was ihnen jetzt durch den Kopf gehen mag.“ Die teilweise vor elf Jahren entführten Frauen sind heute 23, 27 und 32 Jahre alt. Die 27-Jährige hat eine sechs Jahre alte Tochter - das Ergebnis einer Vergewaltigung durch Castro. „Vielleicht ist es das Beste. Ich glaube, sie hätten keinen Frieden finden können, so lange er lebt“, sagte Montes.

Die Opfer waren zwischen 2002 und 2004 von Castro entführt worden und damals 21, 16 und 14 Jahre alt. Am 1. August war Castro zu lebenslanger Haft plus 1000 Jahren verurteilt worden - damit keine Chance auf eine Entlassung bestand. Die Anklage enthielt 937 Punkte, darunter Vergewaltigung und Freiheitsberaubung. Auch Mord war darunter, weil er eine der Frauen schwer misshandelt hatte, damit sie ihr ungeborenes Kind verlor. Castro hatte sich für schuldig erklärt und war damit der Todesstrafe entgangen.

Bei Castro waren ein Abschiedsbrief und ein Geständnis gefunden worden - allerdings schon bei der Durchsuchung seines Hauses im Mai. Die Dokumente stehen in keinem direkten Zusammenhang zu seinem Tod jetzt. Laut „Chicago Tribune“ hatte der Mann zwar die Taten gestanden und vordergründig Reue gezeugt. Gerichtspsychologen hatten die Briefe aber als weiteren Versuch eingestuft, sich selbst als Opfer zu sehen.

In dem Prozess hatte sich Castro bei den Frauen entschuldigt, die er nacheinander entführt und teils mehr als zehn Jahre lang gefangen gehalten, gequält und sexuell missbraucht hatte. Er versicherte, nicht in böser Absicht gehandelt zu haben und kein gewalttätiger Mensch zu sein. „Ich bin kein Monster. Ich bin krank.“ Die 32-jährige Frau hatte später jedoch gesagt: „Ich war elf Jahre in der Hölle. Nun beginnt Deine Hölle. Ich werde alles Geschehene überwinden. Aber Du wirst für immer die Hölle durchleben müssen.“