Für fünf Euro Lachen lernen
Köln. Anna benimmt sich heute so richtig peinlich. Sie hopst kreuz und quer durch den Raum, zieht alberne Grimassen und macht Verrenkungen. Wenn das ihre Kollegen sehen würden! Anna ist 37 Jahre alt und von Beruf Juristin.
Heute hat die hübsche Blondine ihr steifes Business-Kostüm gegen gemütlichere Klamotten eingetauscht und ist zum Lachclub in die Villa Dietrich gegangen. Zusammen mit fünf anderen Kölnern trifft sie sich hier jeden Mittwoch, um eine Stunde lang hemmungslos zu lachen.
„Das ist Entspannung pur hier. Bei der Arbeit bin ich immer so ernst und hab viel Druck. Hier bin ich viel lockerer“, erzählt sie. Neben ihr steht Leon. Der 45-Jährige würde gerne dasselbe sagen können: „Aber ich habe irgendwie eine innere Blockade. Ich kann mich nicht gehen lassen. Deswegen bin ich hier, ich will es lernen.“
Ganz geheuer scheint ihm das Treffen noch nicht zu sein. Er ist ganz frisch in der Gruppe. Doch tapfer stellt er sich zu den anderen und macht sich bereit für die nächste Übung. Dort wartet schon Lach-Yoga-Trainerin Karin Klingenstein. Sie hat den Club vor zwei Jahren gegründet. Fünf Euro zahlen ihr die Teilnehmer für 60 Minuten Lachmuskeltraining. „So, als nächstes machen wir mal den Sprung in die Heiterkeit: Wir machen einen Schritt nach vorne und rufen Ha! Dann das gleiche mit dem anderen Bein. Ha! Dann springen wir in die Mitte, gucken uns alle an und lachen! Hahahaha!“
Gesagt, getan. Drei Mal wiederholen sie diese Übung und biegen sich dabei vor Lachen. „Klar sieht das total doof aus, wenn man das von außen betrachtet“, sagt Anna. „Aber wenn alle mitmachen, sind die Hemmungen schnell weg.“ Leon ist da skeptischer. Vor lauter Verlegenheit hat er einen knallroten Kopf bekommen. Für Lachclub-Leiterin Karin ganz normal: „Viele tun sich schwer damit, sich wieder wie ein Kind zu benehmen. Aber das geht mit der Zeit weg.“
Nach einer Stunde lachen und tanzen steht allen der Schweiß auf der Stirn. Leons Fazit: „Es war zwar schwierig, hat aber besser geklappt als beim letzten Mal. Ich werde dranbleiben.“ Auch Anna strahlt: „Es ist wie nach dem Sport, ich bin voller Glückshormone.“ Wenn sie am Morgen danach zur Arbeit fährt, muss sie oft lachen, einfach so. „Das wäre mir früher nie passiert.“ dpa