Für Nichtschwimmer wird der Sommer zur tödlichen Gefahr
Junge (13) stürzt in Unterbacher See und stirbt. Achtjähriger in der Ruhr ertrunken.
Düsseldorf/Wetter. Kaum ist es richtig Sommer, werden Seen, Flüsse und Tümpel vor allem für Nichtschwimmer zu einer tödlichen Gefahr. Am Unterbacher See in Düsseldorf starb am Montag ein 13-jähriger Junge. Er war mit drei Freunden auf einem Tretboot gefahren, stürzte plötzlich ins Wasser und versank laut seiner Begleiter sofort. Die anderen sprangen noch ins Wasser und versuchten, den Jungen zu greifen — aber ohne Erfolg.
Vier Taucherstaffeln, zwei Helikopter, insgesamt rund 80 Helfer waren am Montag stundenlang im Einsatz, um den See — auch mit Hilfe von Wärmebildkameras und Echolot — abzusuchen. Doch am Abend nahm die dramatische Rettungsaktion ein tragisches Ende: Ein Taucher entdeckte die Leiche des 13-Jährigen am Grund des Sees zwischen Pflanzen. Laut Polizei handelt es sich bei dem Opfer des Badeunfalls um einen Norweger, er hatte in Hilden Verwandte besucht.
Bereits am Sonntag war ein kleiner Junge beim Baden in der Ruhr bei Wetter verunglückt. Der Achtjährige, der nicht schwimmen konnte, hatte sich mit zwei Freunden auf dem Fluss treiben lassen und hatte als einziger den Ausstieg an einer Zugangstreppe nicht geschafft. Einer der beiden anderen Jungen war sofort losgelaufen, um Hilfe zu holen, der zweite an der Unglücksstelle geblieben.
Die hinzugerufenen Helfer suchten bis spät in die Nacht — auch aus der Luft mit „Wärmebildkameras“ — nach dem Achtjährigen. Am Montag Morgen setzte die Polizei die Suche dann fort — mit einem traurigen Ergebnis: Der Junge ist tot. Er soll gegen das ausdrückliche Verbot seiner Eltern zum Spielen an die Ruhr gegangen sein.
383 Menschen sind im vergangenen Jahr laut Bericht der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Deutschland ertrunken. Zwar ist das die niedrigste Zahl seit Bestehen der Statistik im vereinten Deutschland. Dennoch unterschätzen noch immer viele Schwimmer ihre eigenen Kräfte oder auch die Gewässer, in denen sie — häufig verbotenerweise — Abkühlung suchen. Die DLRG führt viele Unfälle auf mangelnde Schwimmkenntnisse zurück.
„Immer weniger Kinder können schwimmen. Bei den Grundschulen kann man davon ausgehen, dass 25 Prozent keinen Zugang zu Schwimmbädern haben“, klagt DLRG-Präsident Klaus Wilkens. Bei den vierten Klassen würde die Schwimmfähigkeit nur bei etwas mehr als 50 Prozent liegen. „Wir lagen schon einmal in Westdeutschland Mitte der 80er Jahre bei über 90 Prozent“, so Wilkens.
Der Düsseldorfer Kinderarzt Hermann-Josef Kahl sieht auch die Eltern in der Verantwortung: „Sie sollten ihren Kindern nicht nur Spaß, sondern auch Sicherheit im Wasser vermitteln.“