Geburtstag: „Prinz Fettnäpfchen“ wird 90

Philip ist von Beruf Ehemann und gilt als Blumenstraußhalter der Queen. Die Briten lieben das Raubein mit den flotten Sprüchen.

London. Es ist eine typische Szene: Während die Queen aufs Podium in irgendeinem englischen Städtchen trippelt, Kameras klicken, steht Philip im Abseits. Im Frack gekleidet, hat er die eine Hand unzeremoniell in die Hosentasche gesteckt, in der anderen verwahrt er ungelenk das quietschgelbe Bouquet, das zuvor seine Frau geschenkt bekommen hat.

Diese Szene haben die beiden Hoheiten Tausende Male in ihrem Leben aufgeführt — dennoch wirkt sie so bizarr wie eh und je. Ein Mann als schnittiges Accessoire, ein laufender Blumenstraußhalter.

Stummes Pendant der wichtigeren Gattin. Für den einst schönsten Aristokraten Europas lässt sich das nur mit Humor ertragen. Auch jetzt ist das Aus-der-Rolle-Fallen sein Gegengift gegen das Rampenlicht: Die Queen begrüßt unter höflichem Applaus einen Würdenträger, das Kichern und die Sympathien heimst Philip ein, der gelangweilt Grimassen schneidet oder sanft einnickt.

Zoten, am liebsten auf Kosten anderer, sind die wahre Spezialität des Prinzen. Während eines Staatsbesuches in China bezeichnete er Peking als „grauenvoll“ und warnte Austauschstudenten: „Wenn ihr länger bleibt, kriegt ihr auch Schlitzaugen.“

Rockröhre Tom Jones hatte das Vergnügen, mit ihm zu parlieren. „Womit gurgeln Sie eigentlich“, fragte der Prinz den Sänger, „mit Kieselsteinen?“ Selbst das Gentleman-Sein sieht Philip kratzbürstig: Es müssen schon besondere Frauen sein, dass Philip auf Prinz Charming macht. Pippa Middleton etwa. Da konnte die Hochzeit des Jahrhunderts vor Millionen Zuschauern auf dem Palastbalkon in einer Kussszene enden, Philip flüsterte der Middleton-Schwester erst mal ein Scherzchen zu. Was es war, ist nicht überliefert, aber Pippas Reaktion lässt Raum für Spekulationen: ein diplomatisches Lächeln, dann ein verzweifelter Blick.

Die Queen schenkt ihrem Polterprinz in solchen Momenten ein besonders schmallippiges Lächeln, das nur eines bedeutet: mühsam kaschiertes Missfallen. Also sputet der Senior sich und trottet im unermüdlichen Takt ihrer schwarzen Lackpumps hinter der Gattin her.

Dass in dem „übellaunigen, alten Sack“, wie er sich selbst bezeichnet, ein zarter Geist wohnt, der passable Ölporträts seiner Königin fertigt, vermuten die Briten schon lange. 62 Gewehrsalven werden zu seinen Ehren heute am Tower of London abgegeben. Das wird den mürrisch Nonchalanten natürlich überhaupt nicht kratzen: „Es ist ein Tag wie jeder andere. Schluss. Ende. Aus.“

Launig-charmant hat er auch einen Rentnerverein abgebürstet, der ihn im Frühjahr zum „Oldie des Jahres“ küren wollte. „Es gibt für die Moral nichts Besseres, als daran erinnert zu werden, dass ich auseinanderfalle“, schrieb er ihnen in seiner Absage zur Preisverleihung, „aber hey: Danke, dass ihr überhaupt an mich denkt.“