Griechenland: Auch der Konsul muss sparen

Nicolas Plexidas ist nur noch drei Wochen in Köln. Mit seinem Umzug nach Düsseldorf erspart er seinem Land hohe Kosten.

Köln. Im großen Warteraum im griechischen Generalkonsulat herrscht gähnende Leere. Niemand ist in der Halle mit den griechischen Plastiken und Fahnen, in der sonst jeden Tag Menschen auf ihre Ausweise oder Geburtsurkunden warten. In den Büros packen Angestellte ihre Sachen zusammen. Am Ende des Monats muss das Konsulat in Köln schließen. Der dringend notwendige Sparzwang des hoch verschuldeten Landes ist in Nordrhein-Westfalen angekommen.

Generalkonsul Nicolas Plexidas zeigt stolz das Konsulat, das im siebten Stock an der Inneren Kanalstraße liegt. Aus einigen Büros kann man den Kölner Dom sehen. Mit diesem schönen Ausblick ist bald Schluss.

Plexidas wird die Leitung des Düsseldorfer Konsulats an der Grafenberger Allee übernehmen, das ab Juli für alle 100 000 in NRW lebenden Griechen zuständig ist. Zuvor war Köln für den Süden, Düsseldorf für den Norden NRWs zuständig. Die Zusammenlegung der Konsulate ist eine Herausforderung.

Viele der insgesamt 15 Mitarbeiter gehen zurück nach Griechenland, so auch Plexidas’ Düsseldorfer Pendant. Bei anderen Angestellten wird der Vertrag nicht verlängert. „Es ist unausweichlich. Das ist der Geist des Sparens“, sagt Plexidas.

„Es ist schade, dass wir dieses historische Konsulat, das 1961 gegründet wurde, schließen“, sagt der Diplomat über seine Noch-Arbeitsstätte. Seine Lieblingsaufgabe war es stets, Landsleute zu trauen — in dem eigens hergerichteten Hochzeitssaal im Konsulat. Nicolas Plexidas hat seit 2008 sein Büro in Köln und lebt seitdem im schicken Müngersdorf — allein. Der 54-Jährige ist geschieden, seine beiden Töchter studieren in der Schweiz und in London.

Die Schließung des Kölner Konsulats reduziert monatliche Kosten der griechischen Regierung im „fünfstelligen Bereich“. Es sei das Beste für sein Heimatland, das sich mit einer historischen Herausforderung konfrontiert sehe, sagt Plexidas. Er ist überzeugt, dass Griechenland es schaffen kann. „Es entsteht gerade eine völlig neue Gesellschaft“, sagt der Generalkonsul. Das Volk sei zu vielen Opfern bereit.

Auch Nicolas Plexidas selbst musste schon ein Opfer bringen: Seit einem Jahr wurde sein Gehalt um 30 Prozent gekürzt und zudem noch höher besteuert. Für sein Land macht er das gern.

Der Generalkonsul wird noch knapp eineinhalb Jahre in Düsseldorf arbeiten. Wohin er anschließend versetzt wird, weiß er nicht. „Ich bin ein Luxus-Zigeuner“, beschreibt er das Konsulatenleben. Er hat zuvor bereits in Städten wie New York, Lissabon, Brüssel und Teheran gearbeitet. Bilder auf seiner Kommode zeigen ihn bei Begegnungen mit Politikern aus aller Welt — und dem Oberbürgermeister von Köln. Ein großes Schwarz-Weiß-Bild hinter seinem Schreibtisch zeigt Thessaloniki. Von dort stammt der Weltenbummler — und diese Stadt will er immer bei sich haben.

„Jede Stadt hat ihre eigene Schönheit“, sagt der Konsul ganz diplomatisch. Und so will er auch die Rivalität zwischen seiner aktuellen Heimat Köln und seiner neuen Heimat Düsseldorf nicht weiter schüren.

„Köln hat eine tolle Geschichte, bietet wunderbare Museen, vibriert, ist eine Stadt ohne Tabus und sehr extrovertiert“, sagt Plexidas, gesteht aber, dass er in seiner Freizeit auch schon vor seinem bevorstehenden Umzug die ein oder andere Minute in der „sehr repräsentativen“ Landeshauptstadt verbracht hat. Er gehe gern auf der Königsallee einkaufen. Beide Städte zusammen genommen zeigten all das, was Nordrhein-Westfalen zu bieten habe.