Gefährliche Bomben im Rhein
Koblenz steht vor der größten Evakuierung in der Nachkriegsgeschichte. Bezirksregierung warnt Spaziergänger.
Koblenz/Düsseldorf. Gefährliche Ebbe im Rhein: Durch den für einen November niedrigsten Pegelstand seit 62 Jahren lässt der Fluss potenziell tödliches Strandgut zutage treten — Munition und zahlreiche Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg, die bislang unentdeckt unter den Fluten verborgen lagen.
In Koblenz wird deshalb die halbe Stadt evakuiert werden müssen: Dort wurde knapp unterhalb der Wasseroberfläche eine immer noch funktionsfähige britische Luftmine vom Typ H.C.4.000 lb (englische Pfund) mit einem Gesamtgewicht von 1800 Kilogramm entdeckt — einer der größten Bombentypen des Zweiten Weltkriegs.
In unmittelbarer Nachbarschaft der Luftmine entdeckten Taucher inzwischen eine weitere, kleinere Brandbombe, sowie ein sogenanntes Tarnnebelfass. Tarnnebelfässer wurden im Krieg benutzt, um sich mit Nebel vor Angriffen zu schützen. Sie enthalten typischerweise unter anderem stark ätzende Chlorsulfonsäure. Trifft diese auf Wasser, kann es zu Explosionen kommen.
Alle drei Sprengkörper sollen am 4. Dezember entschärft werden. Dafür bereiten Sicherheitskräfte die größte Evakuierung in der Nachkriegsgeschichte der Stadt vor. Ein großer Sicherheitsradius von 1,8 Kilometern wird um die Weltkriegsbombe gezogen.
Denn wenn die Bombe bei der Entschärfung detonieren sollte — was äußerst unwahrscheinlich ist — gäbe es im unmittelbaren Bereich „schwerste Zerstörungen“, so die Experten des Kampfmittelräumdienstes. Die Druckwelle wäre so enorm, dass noch am Rand des 1,8 Kilometer großen Evakuierungsradius’ Fensterscheiben zerbersten könnten.
Doch nicht nur in Koblenz legt der niedrige Wasserstand des Rhein gefährliche Weltkriegsrelikte frei. „In Köln haben wir vor wenigen Tagen eine 15-Kilo-Brandbombe und zwei noch scharfe Handgranaten aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfen müssen“, sagt Jennifer Spitzner, Sprecherin des Kampfmittelräumdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf.
„Der Rhein ist derzeit so niedrig, dass er zahlreiche Sachen freigibt — und darunter können auch gefährliche Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg sein“, warnt Spitzner. Häufig handele es sich zwar um harmloses Altmetall, aber das sei eben nicht immer sofort erkennbar: „Die Sachen rosten, nehmen Erde an und sehen vielleicht gar nicht mehr wie eine Bombe oder Granate aus.“
Spaziergänger, die alte Bomben oder Ähnliches finden, sollten auf jeden Fall die Finger davon lassen und sofort Polizei oder Feuerwehr informieren. „Die informieren dann im Zweifel den Kampfmittelräumdienst“, sagt Kampfmittelräumdienst-Sprecherin Spitzner.