Gehalt: Britische Frauen auf der Überholspur
In zehn Jahren könnten sie im Schnitt mehr verdienen als Männer. Bei den Jüngeren liegen weibliche Arbeitnehmer schon vorne.
London. Britische Frauen werden innerhalb der kommenden Dekade ihre männlichen Arbeitskollegen beim Lohn überholen. Diese Prognose hat jetzt die Nationale Statistikbehörde im Königreich aufgestellt. Demnach könnte die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern schon 2020 vollends geschlossen werden.
Schon jetzt verdienen Frauen in ihren Zwanzigern mehr Geld als gleichaltrige Kollegen. Nach jüngsten Ergebnissen der Statistiker liegen sie mit 3,6 Prozent mehr Lohn mittlerweile vor den Herren. In späteren Lebensjahren verlieren Frauen diesen Vorsprung zwar durch Familiengründung, doch bei Vollzeitbeschäftigten haben sich die Lohnunterschiede mittlerweile minimiert.
Der Durchschnittslohn einer Frau liegt mit 11,91 Pfund (umgerechnet rund 14 Euro) pro Stunde derzeit nur noch 1,20 Pfund (rund 1,40 Euro) unter dem ihrer männlichen Kollegen. Bei der derzeitigen Lohnentwicklung rechnen die Forscher damit, dass Arbeitnehmerinnen schon im Jahr 2020 erstmals in der Geschichte mehr verdienen werden als Männer.
Gerade in den vergangenen 15 Jahren haben Frauen aufgeholt: 1997 lag das Durchschnittseinkommen der Männer noch rund sechs Prozent über dem von vollzeitbeschäftigten Kolleginnen. Mit Lohngleichheit, wie sie jetzt in neun Jahren erreicht werden könnte, hatten Wirtschaftsexperten bislang erst für das Jahr 2067 gerechnet.
Den überraschend zügigen Anschluss werten nicht alle positiv. „40 Jahre, nachdem Näherinnen bei Ford in Dagenham Gesetze zur Lohngleichheit erstreikt haben, müssen Frauen noch immer niedrigere Bezüge in Kauf nehmen“, kritisiert Anna Bird, Vorsitzende der Fawcett Society, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzt.
Die anhaltende Benachteiligung sieht Innenministerin Theresa May vor allem in der „Intransparenz“ begründet, mit der Firmen die hauseigene Lohnstruktur vor ihren Mitarbeitern verschweigen. Viele Frauen, so die Erkenntnis einer parlamentarischen Expertengruppe, wüssten gar nicht, dass Männer in vergleichbarer Position meist mehr verdienten.