Gefeierter US-Chemiker Kobilka findet sich „uninteressant“

Palo Alto/New York (dpa) - Der Amerikaner Brian Kobilka (57) hat in seiner vergleichsweise kurzen Forscherkarriere schon viele Auszeichnungen bekommen. Doch die Nachricht vom Chemie-Nobelpreis kam für ihn „wie ein Donnerschlag“, wie er der Nachrichtenagentur dpa kurz darauf am Telefon sagte.

„Ich versuche mich die ganze Zeit zu überzeugen, dass ich nicht träume“, erklärte der Medizinprofessor von der Stanford-Universität in Palo Alto am frühen Mittwoch kalifornischer Ortszeit noch hörbar unter Schock.

Er habe ganz fest geschlafen, als die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm ihn und seine Frau gegen 0230 Uhr aus dem Bett klingelte. „Seitdem kommt ein Anruf nach dem anderen. Ich bin am Haustelefon, meine Frau nimmt die Gespräche auf dem Handy an.“

Die vielen Erfolge sind Kobilka bisher nicht in den Kopf gestiegen. Nach seinen persönlichen Passionen befragt, entgegnete er: „Ich bin uninteressant, langweilig. Außer mal hin und wieder Fahrradfahren kann ich nichts bieten.“

Der Forscher stammt aus einer Bäckerfamilie im ländlichen US-Bundesstaat Minnesota. Er lernte seine Frau Tong Sun Thian beim Studium an der Staatlichen Universität von Minnesota in Duluth kennen. Mit einem Bachelor-Diplom in Biologie in der Tasche zog Kobilka zum Medizinstudium an die renommierte Yale-Universität in New Haven. Erfahrung als Arzt sammelte er unter anderen am Barnes Hospital in St. Louis (Missouri).

An der Duke-Universität in Durham (North Carolina) traf Kobilka auf den Mediziner Robert Lefkowitz, mit dem er sich jetzt den Chemie-Nobelpreis teilt. Lefkowitz „wurde mein Mentor. Ich blieb auch mit ihm in Kontakt, als ich 1989 an die Stanford-Universität wechselte. Allerdings haben wir erst vor kurzem wieder gemeinsam Forschung betrieben“, sagte Kobilka der dpa.

Ihre Forschungsergebnisse haben die Entwicklung neuer Medikamente gefördert. Kobilka ist neben seinem Amt als Stanford-Professor und -Forscher in einer von ihm mitgegründeten biotechnologischen Firma tätig. Seine Arbeit zu den G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCR) wurde vom Wissenschaftsmagazin „Science“ als eine der bedeutendsten Erkenntnisse des Jahres 2007 gewürdigt.