Georg Ratzinger wird 90: „Ich habe mich angestrengt“

„Dankbar, dass es so sein hat dürfen.“ Zum 90. Geburtstag zeigt sich Georg Ratzinger, der Bruder des emeritierten Papstes, zufrieden.

Foto: dpa

Regensburg/Rom. Als Leiter der weltberühmten Regensburger Domspatzen stand Georg Ratzinger selbst im Rampenlicht. Doch als aus Kardinal Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI. wurde, änderte sich auch das Leben seines Bruders noch einmal radikal. Plötzlich war er „Der Bruder des Papstes“, wie ein Buch über Georg Ratzinger betitelt ist. Seit dem historischen Rücktritt des Papstes ist es auch im Regensburger Haus von Georg Ratzinger wieder ruhiger geworden. Im Interview zeigt sich der Priester und Kirchenmusiker vor seinem 90. Geburtstag zufrieden.

Herr Ratzinger, welche Bilanz ziehen Sie in Ihrem Leben als Priester und Musiker?

Georg Ratzinger: Ich empfinde eine große Dankbarkeit, dass es so sein hat dürfen. Aufs Große und Ganze gesehen habe ich mich angestrengt, das Beste zu geben. Natürlich ist auch einiges nicht geglückt und nicht richtig gewesen, dafür bitte ich den Herrgott um Verzeihung.

Wie sehr hat sich Ihr Leben verändert, als Ihr Bruder Papst wurde?

Ratzinger: Man muss die Fakten annehmen und schauen, dass man das, was an einen herankommt, richtig erfüllt. Ansonsten geht der Alltag weiter, da muss man nüchtern sein. Das eine war ein großer Aufschwung, und jetzt muss man die Realität sehen, jetzt ist diese Periode zu Ende.

Hat sich Ihr Leben durch den Rücktritt Ihres Bruders abermals verändert?

Ratzinger: Ach, für mich ist es nicht so gravierend anders. Ich bedauere es nicht, denn es ist auch bei mir etwas ruhiger geworden.

Wie feiern Sie in Rom Ihren 90. Geburtstag?

Ratzinger: Die Feier wird hoffentlich schlicht. Zunächst ist die Heilige Messe in der Hauskapelle. Bei Geburtstagen ist es üblich, dass die vier Memores (weltliche Schwestern) zusammen mit Erzbischof Gänswein ein kleines Ständchen singen und Glückwünsche überbringen. Dann gibt es Frühstück. Das Mittagessen wird auch einen besonderen Akzent haben. Das reicht. Ich freue mich vor allem, diesen Tag an der Seite meines Bruders verbringen zu können.

Dürfen Sie die Speisenfolge aussuchen?

Ratzinger: Gefragt werde ich nicht, aber man weiß allgemein, was ich gerne mag. Mehlspeisen sind im Vatikan eher selten, das ist mehr eine bayerische Sache. Aber es gibt sicher einen guten Nachtisch.

Halten Sie noch Kontakt zu den Domspatzen?

Ratzinger: Die Verbindung ist schon noch da, aber sie ist rarer geworden. Das liegt in der Natur der Sache, weil ich nichts mehr dazu beitragen kann.