„So naiv“ Georgina Chapman spricht über Ehemann Harvey Weinstein
New York (dpa) - Mehr als ein halbes Jahr nach den ersten Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Harvey Weinstein (66) hat sich seine Noch-Ehefrau Georgina Chapman (42) erstmals ausführlich geäußert.
„Es gab einen Teil von mir, der schrecklich naiv war. So naiv“, erklärte die britische Designerin im Modemagazin „Vogue“.
Sie selbst habe aber nichts von den Vorfällen gewusst. „Das macht es so unfassbar schmerzhaft: Ich glaubte, eine glückliche Ehe zu führen. Ich liebte mein Leben.“
Seit vergangenen Oktober werfen dutzende Frauen Weinstein öffentlich vor, sie belästigt, misshandelt oder vergewaltigt zu haben. Die Enthüllungen legten den Grundstein für die weltweite #MeToo-Debatte über sexuelle Übergriffe. Der ehemalige Filmproduzent räumte zwar Fehlverhalten ein, wies Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex aber wiederholt zurück.
Chapman reagierte damals auf die ersten Berichte, trennte sich und kündigte die Scheidung an. „Ich wusste, dass ich weg und die Kinder hier rausbringen muss.“ Sie habe damals mehrere Kilo abgenommen und sich lange nicht vor die Tür getraut. „Ich will nicht als Opfer gesehen werden, denn das bin ich nicht. Ich bin eine Frau in einer beschissenen Situation, aber damit bin ich nicht allein.“
Chapman und Weinstein sind seit 2007 verheiratet und haben zwei Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren. „Was werden die Leute zu ihnen sagen? Sie lieben ihren Vater“, sagte die 42-Jährige und brach dabei der Reporterin zufolge in Tränen aus. Heute erlebe sie Momente der Wut, der Konfusion und der Fassungslosigkeit.
Die Britin führt zusammen mit einer Freundin das Modelabel „Marchesa“. Nach dem Weinstein-Skandal gab es Boykott-Aufrufe, viele Prominente wollten nicht mehr mit dem Namen des früheren Hollywood-Moguls in Verbindung gebracht werden. Bei der Met-Gala in New York am Wochenende trug die Schauspielerin Scarlett Johansson dann erstmals wieder ein Kleid der Marke.
Der Anwalt Weinsteins erklärte unterdessen in einem BBC-Interview, sein Mandant fühle sich „einsam und wütend“. Die Anschuldigungen mehrerer Frauen entsprächen nicht der Wahrheit.