Gerd Steinberg: Der gegen den Wolf kämpft
Immer mehr Tiere siedeln sich in Deutschland an, die Naturschützer jubeln. Nur Gerd Steinberg nicht. Er warnt laut vor den Räubern.
Boek. Der Wolf ist wieder mehrheitsfähig: In Umfragen sprechen sich die meisten dafür aus, dass das Raubtier in Deutschland wieder eine Heimat finden soll. Gerd Steinberg gehört nicht dazu.
Der Rentner lebt unmittelbar am Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern und ist einer der wenigen, die sich offen gegen die Rückkehr der Wölfe engagieren. „Erst in wenigen Jahren — wenn bestimmte Tierhaltungen nicht mehr möglich sind — werden einige verstehen, dass wir recht hatten“, sagt Steinberg, der ein „Bündnis gegen den Wolf“ gegründet hat.
Der 72-Jährige ist kein Laie: Steinberg arbeitet seit Jahrzehnten für den Naturschutz und hat viele Auszeichnungen für sein Engagement erhalten.
„Der Wolf wird von vielen Deutschen mit dem Hund gleichgesetzt und erhält seinen Ehrenstatus, das ist ein schwerer Fehler“, meint Steinberg. In der Nähe seines Wohnortes wurden mehrfach Wölfe gesichtet.
In den vorigen zwei Jahren wurden in der Region fast 100 Schafe, Damhirsche und sogar Rentiere gerissen, obwohl bisher nur einzelne Wolfsmännchen nachgewiesen wurden. „Wir erwarten aber in Kürze die Ansiedlung eines ersten Rudels“, kündigte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) kürzlich an.
Das ist keine gute Nachricht, meint Steinberg. „Die Enten und Gänse ziehen bei mir ihre Jungen auf, die dann wegfliegen, wenn sie können“, erzählt Steinberg. Dabei muss er vor allem Füchse und Waschbären verscheuchen, die immer wieder Gelege ausrauben. Wölfe möchte er deshalb, wie andere Tierhalter in der Region, nicht auch noch als „Nachbarn“.
Auch wenn Politiker immer wieder Hilfen beim Bau von Elektrozäunen zusichern, ein Miteinander sei in der Landwirtschaft nicht machbar, glaubt Steinberg. Zumal er hinter einigen Wolfsprojekten Eigennutz von beschäftigungslosen Biologen vermutet.
Noch bestehe sicher keine Gefahr für Menschen, räumt der Wolfsgegner ein, denn Isegrim könne von einem guten Wildbestand zehren. Doch wenn Wölfe an Dörfern vorbeizögen, nähmen sie auch Hunde und Katzen. Und wenn der Wildbestand erstmal dezimiert sei, würden auch Rinder und Pferde nicht mehr sicher sein, was Wolfsbefürworter bestreiten. Das werde zuerst die ökologische Tierhaltung merken, erwartet Steinberg.
„Wir verlangen, dass Wölfe wieder gejagt werden, wie in anderen Ländern auch, sonst verlieren sie die Scheu“, heißt die Forderung der Wolfsgegner.