Amerikaner stehen auf Gas Station TV
New York (dpa) - Dass die Amerikaner mit vier Stunden täglich ein Volk von Fernsehguckern sind, ist bekannt. Jetzt können sie aber sogar beim Tanken fernsehen. Das Zapfensäulen-TV breitet sich gerade in den gesamten USA rasend aus.
Nach Angaben der Marktforschungsfirma Nielsen ist es eines der am schnellsten wachsenden Medien der USA. Jetzt hat einer der beiden großen Anbieter sogar mit Turner Broadcasting, Mutter von CNN, TNT, Cartoon Network und anderen Programmlieferungsvereinbarungen getroffen.
Die Idee ist zwar schon gut fünf Jahre alt, verbreitete sich aber erst in den vergangenen Monaten massenhaft. In die Tanksäulen sind Bildschirme mit einer Diagonale von 25 Zentimeter eingelassen, also etwa so groß wie ein iPad. Auf Knopfdruck oder mit dem Herausziehen der Zapfpistole startet das Programm in einer Dauerschleife: Nachrichten, Sport, Wetter - und natürlich Werbung. Nach vier Minuten geht alles wieder von vorn los.
Die beiden Hauptkonkurrenten heißen Outcast und Gas Station TV. Outcast ist laut Nielsen an 13 000 Zapfsäulen zu sehen und hat in den USA jeden Monat mehr als 24 Millionen Zuschauer. Gas Station TV komme, obwohl nur mit 9000 Bildschirmen, sogar auf 28 Millionen Seher. Ein 30-Sekunden-Werbespot kostet laut „Chicago Tribune“ 800 000 Dollar, wenn er einen Monat an den Tanksäulen laufen soll.
Die Anstalten brüsten sich, dass die Fernsehschnipsel teilweise von mehr Leuten gesehen werden, als die großen Shows im Hauptabendprogramm. Für die Werbekunden bietet Tankstellenfernsehen aber noch einen anderen Vorteil: Weil die Bildschirme nur anspringen, wenn getankt wird, können die Sender ohne Schätzungen und Hochrechnungen eine exakte Zahl der Zuschauer angeben.