Bläschen mit Kultstatus - Hochsaison für Champagner

Paris (dpa) - Champagner, bitte! So sagt man gern, wenn es etwas zu feiern gibt. Und wenn kaum Schnee vom Himmel fällt, dann dürfen es noch mehr von diesen ungezählten kleinen Bläschen sein, die im Glas bei einem Kaminfeuer aufsteigen.

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Immer zum Jahreswechsel haben die Produkte der nordostfranzösischen Winzer und Champagnerhäuser Saison.

Und auch die Wirtschaftskrise hat da nur eine Delle hinterlassen können. Was aus der Champagne kommt und in einem recht aufwendigen Verfahren zum Luxusgetränk getrimmt wird, hat Geschichte geschrieben und schon lange Kultstatus. Es gibt jene, die italienischen Prosecco vorziehen oder auch einen guten deutschen Schaumwein, doch das ändert daran nichts.

In Paris stolpert man in diesen festlichen Tagen nahezu über die Kisten mit dem Edelprodukt, dessen perlende Kohlensäure Luxus und feine Lebensart suggerieren. Nicht zuletzt in den Supermärkten mühen sich sogar Champagner-Berater ab, um die richtigen Flaschen aus der Gegend zwischen Reims und Épernay an den jeweils richtigen Kunden zu bringen. Werbung ist gerade bei dieser Ware doch besonders wichtig.

Soll es etwa ein 100-prozentiger Chardonnay-Champagner sein, also ein leichter Blanc de Blanc? Ein erdiger, weiniger Pinot noir oder doch ein Jahrgangs-Champagner mehrerer Rebsorten, der einen besonderen Charakter verspricht (den auch der Preis ausdrückt)? Weiß oder Rosé, aus einer Rebsorte oder aus mehreren? Letzter Trend ist jedenfalls „zéro dosage“, also mit fast keinem Restzucker.

Und dann sind da die französischen Wochenmagazine. Über Dutzende von Seiten stellen diese ihren Lesern zur Festzeit Champagner-Sorten und Winzer vor. Sie erzählen etwa von asiatischen Milliardären, die an den Stränden von Saint-Tropez ein Millionen teures Wettrinken mit Champagner veranstaltet haben, mit schwerem Kopf am Morgen danach inklusive.

Dann wird unweigerlich noch die ultimative Rangliste der empfohlenen Champagner für den Jahreswechsel abgedruckt. Dass ein Supermarkt das feine Getränk für unter zehn Euro pro Flasche praktisch verramscht, das hat dabei seinen handfesten Grund: Ausgerechnet im Mutterland selbst gehen die Verkäufe weiter zurück, die Krise ist noch nicht passé. Dafür boomt der Export, vor allem nach Asien und in die USA.

„Monat für Monat wird mehr Champagner getrunken“, freut sich Bruno Paillard vom gleichnamigen Champagner-Haus, der auch der Sprecher des Gesamtverbandes ist. „Im Jahr 2014 werden die Verkäufe um bis zu zwei Prozent zugenommen haben“, hält Paillard fest. Ein Getränk geht so weiter um den Globus, so wie andere Luxuswaren „Made in France“ auch.

Experten für den französischen Getränkemarkt wie Sylvie Leboulenger betonen den Trend hin zu höherpreisigem Champagner. Wer sich den nur ab und zu leisten kann, der kauft dann halt insgesamt weniger für die Feier ein. Auf modischen Deco-Schnickschnack kann er dabei durchaus verzichten, die Flasche muss nicht in einem Holzschränkchen harren.

Winston Churchill war versessen auf ihn, und auch die Queen liebt es, einen Toast mit Schampus auszusprechen. „Das ist einer der großen französischen Mythen“, so das Style-Magazin des „Express“. Der Rapper Jay-Z soll sich in den fein schäumenden Wein verliebt haben, Paris Hilton ließ das belebende Elixier über ihr Bikini-Oberteil perlen.

Was Formel-1-Sieger auf dem Podium spritzend vergeuden oder literweise in Magnum-Flaschen zur Schiffstaufe herhalten muss, das wussten die Schriftstellerin Colette, das Opern-Genie Richard Wagner oder auch der weise Komödienschreiber Molière besser zu verwenden.

Auch Wilhelm Buschs fromme Helene schwärmte von den Perlen der „Witwe Klicko“ im Glas. Gemeint war natürlich ein Veuve Cliquot aus der Champagne. Und wollte Jay-Z dafür wirklich 300 Euro ausgeben, dann könnte er etwa zu einer Jahrgangsflasche 2003 Rosé aus dem Haus Dom Pérignon greifen. Das wären 30 Flaschen der Supermarkt-Billigmarke.