Nach Frühgeburt „Kein Hollywood-Lächeln“ - US-Eltern verstoßen Kind von ukrainischer Leihmutter
Melbourne · Durch wochenlange Recherchen des australischen Senders ABC ist das traurige Schicksal der kleinen Bridget öffentlich gemacht worden und rührt die ganze Welt. Ihre Geschichte deckt einen generellen Missstand bei Leihmutterschaften auf.
Nach Recherchen der Europakorrespondentin Samantha Hawley über das Thema Leihmutterschaft für den australischen Senders ABC stößt sie auf das kleine Mädchen Bridget, dass nach ihrer Frühgeburt von ihren Eltern verstoßen wird. Die heute Dreijährige ist durch eine ukrainische Leihmutter auf die Welt gekommen. Ihre Eltern sind Amerikaner.
Nach einer Frühgeburt in der 25. Schwangerschaftswoche, sind mehrere Behinderungen bei Bridget festgestellt worden. Bei der Geburt wog sie nur 800 Gramm. Dass das Mädchen jemals ein eigenständiges Leben führen könnte, war zunächst nur schwer vorstellbar. Wegen der frühen Geburt hatte Bridget extremes Untergewicht und war unterentwickelt. Es hieß, dass Bridget wahrscheinlich blind und taub sein würde und nicht selbstständig essen könnte.
Als die Eltern, der 39-jährige Matthew Scott E. und die 61-jährige Irmgard P. dies erfahren, lehnten sie ihr Baby ab und weigerten sich, es mit nach Amerika zu nehmen. „Wir mögen dieses Kind nicht, wir wollten, dass es schon bei der Geburt ein Hollywood-Lächeln hat“, so die Begründung des Vaters.
Doch wer sich die Fotos und Videos von der kleinen Bridget ansieht, dem strahlt sehr wohl ein Lächeln entgegen. Bridget hat zwar eine verzögerte Entwicklung, doch sie kann sehen, hören und vielleicht sogar bald laufen. Sie nimmt Dinge auf und reagiert auf Stimmen.
Bridget hat mit ihren drei Jahren schon einen steinigen Weg hinter sich. Sie wurde im Februar 2016 geboren und konnte das Krankenhaus erst im März 2019 verlassen. Danach hat das Waisenhaus Sonechko, etwa 130 km von Kiev entfernt, das Mädchen aufgenommen.
Marina Boyko, eine Krankenschwester des Waisenhauses umsorgt Bridget täglich und besucht sie sogar an ihren freien Tagen. Boyko nennt sie „Brizzi“. „Sie soll nicht das Gefühl bekommen, noch einmal verlassen zu werden“, erzählt sie rührend in einem Video des Senders ABC. „Wir stellten fest, das „Brizzi“ sehr wohl eine Chance hat
Dennoch sei Bridgets Zukunft ungewiss. Die behandelnde Ärztin ist sich sicher, dass Bridget das Potenzial hat, ein normales Leben führen zu können. Dies wäre sehr viel leichter zu erreichen, wenn sie in einer liebevollen Familie aufwachsen würde, berichtet sie der ABC. Der bürokratische Weg dafür ist gelegt. Bridget ist nun eine ukrainische Staatsangehörige und kann adopiert werden. Wenn sich bis zu ihrem 7. Lebensjahr keine Familie für sie findet, wird sie in ein anderes Waisenhaus verlegt, welches keine medizinischen Kapazitäten aufweist, berichtet die ABC.
Die ukrainische Agentur Biotexcom, die solch Leihmutterschaften organisiert, fühlt sich nach Anfrage des Senders nicht verantwortlich für die Situation und bestreitet sogar Geschäfte mit einem Mann namens Etnyre gemacht zu haben. Über die Leihmutter wurde nichts bekannt.
Hawley konfrontierte die Eltern von Bridget mit den Vorwürfen, ihr Kind verstoßen zu haben. Diese wollten keine Auskunft geben, stritten aber den Vorwurf nicht ab. Offizielle Dokumente sollen sogar belegen, dass das Paar darum bat, lebenserhaltende Maßnahmen bei dem Frühchen zu beenden.
Der Fall von Bridget, der nun öffentlich gemacht worden ist, zeigt einen Einblick in das Geschäft der Leihmutterschaften. Es soll kein Einzelfall sein, zehn weitere Fälle sind dem Omdudsmann für Kinder in der Ukraine, Nikolai Kuleba, bekannt, berichtet Hawley.
Inzwischen hätten die Eltern von Bridget eine neue Leihmutter in der Ukraine gefunden, soll Kuleba erfahren haben. Diesmal erwarte die Leihmutter Zwillinge.