Comeback der „Popstars“: Gibt die Zitrone noch Saft?

Berlin (dpa) - Melouria - Das waren Alexander Babacan, Stephanie Graf, Alessio Intemperant und Cem Özdemir. Ja, das waren sie. Denn die vierköpfige Band, die 2012 aus der TV-Castingshow „Popstars“ entstand, löste sich bereits gut ein halbes Jahr später wieder auf.

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Die Single „How Do You Do!“ gilt als schlechtestverkaufte einer „Popstars“-Band. Zu einem Album reichte es nicht mehr. Das ist die bislang letzte Episode in der Geschichte von Deutschlands ältester Castingshow „Popstars“, die 2012 recht unrühmlich mit miserablen Quoten bei ProSieben endete. Doch es gibt noch Fernsehschaffende, die an ein Casting im Stile von „Popstars“ glauben. Zu Ihnen gehört die TV-Firma Brainpool, die kurz nach dem Ende bei ProSieben die Rechte an der Show erwarb; und zu ihnen gehört Andreas Bartl.

Bartl ist Geschäftsführer des Privatsenders RTL II, der zur RTL-Gruppe gehört. Früher war Bartl in leitender Funktion bei ProSieben tätig - das war noch zu Zeiten, als „Popstars“ dort lief. Mit Brainpool will er nun das Kunststück vollbringen, von diesem Montag (20.15 Uhr) an das Spektakel wieder salonfähig zu machen und eine Girlband zu finden, die am Markt besteht.

„Mit der Rückkehr von Popstars findet eine der populärsten Musikmarken den Weg zurück zu seinem Heimatsender“, sagte Bartl, als im Frühjahr bekanntwurde, dass RTL II die Sendung wieder auflegt. Der Sender RTL II war es nämlich, der 2001 die Mädchenband No Angels aus dem Boden stampfte, die sofort die Charts stürmte und eine kaum erwartete Erfolgsgeschichte schrieb - bis zu ihrer endgültigen Trennung 2014.

Nicht nur für RTL II steht bei der Neuauflage des TV-Formats viel auf dem Spiel, auch für die Produktionsfirma Brainpool. Denn das Unternehmen muss nach dem angekündigten Rückzug seines Paradepferds Stefan Raab neue Geschäftsfelder erschließen. „RTL II ist unser absoluter Wunschpartner für das neue "Popstars"“, wurde Geschäftsführer Jörg Grabosch zitiert. „Nun ist das Format wieder dort angekommen, wo es hingehört.“

Und weil das Format in seiner Geburtsstunde dermaßen erfolgreich war wie damals zum Beispiel auch „Big Brother“, soll auch wieder wie vor 15 Jahren nach einer Mädchenband Ausschau gehalten werden. Der größte Unterschied ist vermutlich, dass Dauerläufer Detlef D. Soost nicht mehr der Jury angehört, sondern die Musiker Stefanie Heinzmann und Miss Platnum sowie Tänzerin und Choreografin Bella Garcia über das Wohl und Wehe der Kandidatinnen und ihr Weiterkommen entscheiden.

27 Musikerinnen haben es durch die Vor-Auswahl geschafft. Die neue Girl-Band erhält laut RTL II einen Plattenvertrag bei Universal Music und geht anschließend auf Tournee. Vielleicht landet RTL II mit der neuen Gruppe ja doch wieder einen Achtungserfolg in der Musikbranche. Viel schlechter als die diesjährige Runde der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ oder Samu Habers ProSieben-Pleite „Die Band“ kann es für RTL II nicht mehr kommen.

Viel Hoffnung gibt es jedoch nicht, wenn es nach der Hamburger Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher geht: „Angesichts der vorhandenen Vielzahl an Castingshows, die es bei den Anfängen von "Popstars" noch nicht gab, bin ich skeptisch hinsichtlich der Erfolgsaussichten“, sagte Bleicher der Deutschen Presse-Agentur. „Die Zuschauer haben mittlerweile so viele vergleichbare Castingshows gesehen, dass ein Ermüdungseffekt erkennbar ist. Allein sehr gute Bewerberinnen könnten diesem drohenden Desinteresse entgegenwirken. Aber leider scheint Deutschland mittlerweile ausgecastet zu sein.“