Conchita Wurst: Ein Mann geht ihren Weg
Wien (dpa) - „Conchita“ steht für „heiße Latina“, „Wurst“ ist ein anderes Wort für „egal“.
„Es ist mir Wurst“ - egal, ob jemand schwul ist oder als Mann Frauenkleider trägt oder sonst wie aussieht, das ist das Credo der Kunstfigur und Grand-Prix-Gewinnern Conchita Wurst aus Österreich, hinter der Tom (eigentlich Thomas) Neuwirth steckt.
Ein enges Kleid, eine Echthaarperücke (Farbton Rauchige Kastanie) und vor allem ein provozierender Bart (perfekt getrimmt) sind sein - also ihr - Markenzeichen („Da wird ein wenig mit schwarzem Lidschatten nachgeholfen“). Conchita ist eine grazile und glamouröse Erscheinung.
Das Eurovision-Team aus Wien sah sich rund um den Song Contest erschreckend vielen schwulenfeindlichen Angriffen in sozialen Netzwerken ausgesetzt. Zu auch kritischen Stimmen aus ihrer Heimat sagt Conchita selbstbewusst: „Ich mache Österreich nicht lächerlich.“ Demaskierend in ihrer Intoleranz seien vielmehr die Vorwürfe etwa auf einer Anti-Conchita-Seite bei Facebook gewesen.
Tom Neuwirth, der am 6. November 1988 in Gmunden (Oberösterreich) geboren wurde und im 3000-Seelen-Ort Bad Mitterndorf in der Steiermark aufwuchs, hat schon in der Schule nach eigenen Worten Hänseleien ertragen müssen. „Seitdem ich zwölf bin, ahnte ich, dass ich wohl auf Jungs stehe.“
Mit 14 Jahren ging er ins Internat nach Graz und besuchte die Modeschule. Anfang 2007 folgte ein zweiter Platz bei der ORF-Castingshow „Starmania“, dann eine erfolglose Boyband, Gelegenheitsarbeiten, das Nachholen des Abiturs und der Abschluss der Ausbildung zum Modedesigner.
2011 gab er seiner Kunstfigur Conchita Wurst den letzten Schliff und machte erste Schlagzeilen bei der ORF-Talentshow „Die große Chance“. 2012 wurde Wurst Zweite beim österreichischen Song-Contest-Vorentscheid. Im Jahr 2013 sah sie mancher deutsche TV-Zuschauer in der RTL-Doku-Soap „Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika“.
Im vergangenen Jahr entschied der ORF, übrigens ohne Publikumsshow, Conchita solle die Alpenrepublik in Kopenhagen vertreten. Daraus wurde ein Triumph. Und nun? Ihre Träume sind recht konventionell, zum Beispiel eine Eigentumswohnung in Wien. Und eines Tages soll es dann der amerikanische Musikpreis Grammy sein.