Meinung Das Kalkül der Aufständler
Es ist auf den ersten Blick schon reichlich absurd: Die Deutsche Bischofskonferenz beschließt Ende Februar mit Zweidrittelmehrheit eine sehr behutsame und auf den Einzelfall konfessionsverschiedener Ehepaare beschränkte Öffnung der Kommunion für Nichtkatholiken — und beruft sich dabei auch auf entsprechende Ermutigung durch Papst Franziskus.
Und nun wenden sich sieben Bischöfe (von wohlgemerkt 65), die bei der Abstimmung unterlegen waren, hilfesuchend — wieder an Rom.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wandelt dabei zusehends auf den Spuren seines Amtsvorgängers Meisner, mit dem Unterschied, dass es für den konservativen Teil des deutschen Klerus keinen verlässlichen Rückhalt im Vatikan mehr gibt. Aber dennoch steckt hinter dem Brandbrief der sieben Aufständler ein Kalkül. Denn auch im Vatikan tobt ein Machtkampf zwischen Erneuerern und Bewahrern, bei dem Papst Franziskus immer mehr in Bedrängnis gerät. Während die große Mehrheit der Bischofskonferenz ihren Sonderweg als kirchenrechtlich abgesichert ansieht, hofft die unterlegene Minderheit darauf, aus dem Machtvakuum in Rom noch eine Intervention gegen ihre eigenen Glaubensbrüder herausdestillieren zu können.
Dabei ist die endgültige Handreichung der Bischofskonferenz zu dem Thema noch überhaupt nicht veröffentlicht, weil noch Änderungen eingearbeitet werden. Aber Woelki und seinen Mitstreitern geht es weder um Kollegialität noch um Details: Sie wollen auch ein noch so zartes Pflänzchen ökumenischer Öffnung schon im Keim ersticken.