Meinung Der Fall Weinstein - Was bleibt von #MeToo?

Da steht er nun, einst Hollywoods milliardenschwerer und mächtiger Filmmogul, dessen Wort in der Traumfabrik lange Zeit Gesetz war, vor den Trümmern seiner Existenz. Seit Freitag ist Harvey Weinstein offiziell der Vergewaltigung und zahlreicher sexueller Übergriffe beschuldigt und nunmehr ein entthronter König, der alles verloren hat: Karriere, Macht, Ansehen und nicht zuletzt seine Familie.

Weinstein wurde zum Gesicht der #MeToo-Debatte. Er war die Schlüsselfigur eines weitreichenden Schweigekartells in der Filmbranche, das durch Einschüchterung, Wegsehen, Schikane und strukturelle Abhängigkeiten funktionierte.

US-Filmproduzent Harvey Weinstein (M), kommt mit seinen Anwälten zum Gebäude der New Yorker Polizei, um sich nach mehreren Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe den Behörden zu stellen.

Foto: Julio Cortez

Sein Fall war es auch, der den Hashtag #MeToo in die Welt brachte, unter dem Frauen (und Männer!) weltweit ihre Erfahrungen mit Belästigung und sexualisierter Gewalt offenbarten. Daraus entstand eine hitzige Debatte über Sexismus, der sich keineswegs auf die Filmbranche beschränkt, sondern in allen Berufsgruppen zu finden ist, wie zahlreiche Postings in den sozialen Netzwerken zeigten. Die Lawine machte auch vor Deutschland nicht halt und brachte Branchengrößen wie den Regisseur Dieter Wedel öffentlich in Bedrängnis.

Doch was bleibt nun von #MeToo? Wie bei jeder Bewegung folgten reflexartig die Gegenstimmen, die lautstark forderten, dass es jetzt auch mal gut sei mit dem Gejammer. Von Prangerkultur und Betroffenheitsgetue war die Rede — Menschen, die deutliche Worte fanden, wurden pauschal als Hüter der politischen Korrektheit verbrämt, die anderen das Flirten verbieten wollten.

Dabei geht es um etwas ganz anderes: Der Nährboden für Belästigung entsteht dort, wo ein Mensch eine Machtposition auf Kosten eines anderen ausnutzt. Deshalb gilt es, ein Klima der Offenheit zu schaffen, in dem Opfer von Übergriffen sich frei äußern können, ohne persönliche Nachteile fürchten zu müssen. Frauen und Männer sollten daran gemeinsam arbeiten, anstatt sich gegeneinander ausspielen zu lassen. Dann hätte #MeToo schon eine Menge bewirkt.