Gerhard Richter spendet Bilder für Düsseldorfer Obdachlosenprojekt "fifty-fifty"

Der Kölner Künstler Gerhard Richter spendet 18 Bilder. Mit dem Erlös wird ein Fonds unterstützt, der Trägern den Kauf von Wohnungen ermöglicht — und Obdachlosen so neue Perspektiven eröffnet.

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Düsseldorf. Die Sonderedition trägt den Namen „Cage f. ff“ und umfasst fünf Sets à sechs Motiven. Jedes Motiv zeigt eines von Gerhard Richters Ölgemälden „Cage 1—6“; auch die Fotografien, auf denen die Edition basiert, stammen von dem weltberühmten Künstler. Alle 30 Werke hat er dem Düsseldorfer Verein „Asphalt“ und dessen Wohnungsloseninitiative „fiftyfifty“ gestiftet, 18 Werke davon zweckgebunden für einen „Housing-First-Fonds“. Damit soll das neue Obdachlosenprojekt NRW-weit ermöglicht werden.

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Gerade kleine Wohnungen sind knapp, „und wer wohnungslos ist, steht am Ende der Kette“, sagt NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU). Dort setzt das vom Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW koordinierte Housing-First-Projekt an. Freien Trägern soll es den Ankauf von Wohnungen ermöglichen, um diese im Anschluss zielgerichtet an Wohnungslose zu vermieten. Der Fonds, der sich vor allem aus den Verkaufserlösen der Richter-Bilder speisen soll, ist dazu gedacht, den Trägern bei der Wohnungsfinanzierung den Eigenkapitalanteil von 20 Prozent zu sichern.

Mehr als eine Million Euro könnte über den Verkauf der Richter-Bilder in den Fonds fließen. Das Projekt wird auch vom Land NRW über das Aktionsprogramm „Hilfen in Wohnungsnotfällen“ in den nächsten Jahren mit insgesamt 424 000 Euro unterstützt. Der Paritätische Wohlfahrtsverband rechnet damit, dass durch die Bezuschussung des Fonds landesweit bis zu hundert Wohneinheiten von freien Trägern angekauft werden können. „Bei unserer Auftaktveranstaltung waren ein gutes Dutzend Träger vor Ort, die Interesse an dem Projekt haben“, sagt Christian Woltering, Landesgeschäftsführer des Paritätischen NRW.

Der Verein „Asphalt“ hat schon seit 2014 Erfahrungen mit „Housing-First“. „Es ist der häufigste Wunsch der Wohnungslosen, eine eigene Wohnung zu haben“, sagt Streetworkerin Julia von Lindern. Befristete Projekte, bei denen die Betroffenen nur Untermieter sind, würden Wohnungslosigkeit oft eher befördern als bekämpfen. Über den Verkauf gespendeter Kunst konnte „fiftyfifty“ bereits 48 Wohnungen in Düsseldorf ankaufen und an 53 Langzeitwohnungslose vermieten. „Gerhard Richter unterstützt uns seit vielen Jahren. Wir haben ihm das Projekt vorgetragen und er war so überzeugt von der Idee, dass er uns die zweckgebundene Spende zur Verfügung gestellt hat.“

Als Vorbild dienen ähnliche Projekte in Österreich. Aber auch in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Portugal und Finnland greift die Idee um sich. Mit dem „Housing-First-Fonds“ soll sie nun in einem dreijährigen Pilotprojekt von Düsseldorf auf ganz NRW ausgedehnt werden — nach Angaben der Projektpartner in dieser Breite einzigartig in der Bundesrepublik. Üblich ist hier bisher eher die stufenweise Heranführung an den Wohnungsmarkt. Durch „Housing-First“ erhoffe man sich weniger wiederkehrende Wohnungslosigkeit, so Sozialpädagogin von Lindern. Zumal es parallel zur Vermietung der Wohnung auch begleitende soziale Hilfen geben wird, um den Erhalt der Wohnung dauerhaft zu sichern. Für die freien Träger soll sich das Ganze möglichst komplett refinanzieren — auch aufgrund der derzeit noch extrem niedrigen Zinsen. „Es werden auch keine kompletten Häuser gekauft, sondern etwa 20 Prozent der Wohnungen eines Hauses, damit es zu keiner Ghettoisierung kommt“, sagt Geschäftsführer Woltering.

Wie groß der Kreis der Betroffenen in NRW ist, darüber gibt es keine verlässlichen Zahlen. Die NRW-Wohnungslosenstatistik beruht auf freiwilligen Angaben der Kommunen und Träger. Danach waren Mitte 2016 gut 25 000 Menschen als wohnungslos gemeldet — eine Zunahme um 2000 gegenüber dem Vorjahr. 75 Prozent davon sind alleinlebende Männer.

Wie viele von ihnen wirklich auf der Straße leben, ist ebenfalls ungewiss. In Düsseldorf geht „Asphalt“ von etwa 150 Menschen aus — bei 2000 Wohnungslosen insgesamt, die meist in Notunterkünften untergebracht sind. Landesweit sollen etwa 400 Obdachlose auf der Straße leben. Aber die Dunkelziffer ist vermutlich hoch: Wer keine Leistungen bezieht und nirgendwo gemeldet ist, fällt per se aus der Statistik.